wurden Einheimische beim Schanzen russischer Gräben ertappt, beim Meierhofe eine
Russenpatrouille, die mit Explosivpatronen schoß, kurzerhand niedergemacht. Der
ganze Ort wurde energisch gesäubert, die russophile Einwohnerschaft — 21 Bauern,
22 Weiber, 43 Kinder — samt dem Viehbestände abgeführt.
In das seit Mittag von Norden herüberschallende Donnerrollen des einleitenden
Vorspiels zum Schlachtdrama von Gorlice mischten sich auch die Orgeltöne der
Artillerie des III. Korps, dessen sämtliche Batterien ein langsames, bis zum 2. Mai,
4.30 Uhr nachmittags, währendes Täuschungsfeuer eröffnet hatten. Besonders die
neuen Haubitzen mit ihrer vernichtenden Wirkung führten eine gewichtige Sprache.
Der Russe vor Zborö—Esztebnek rührte sich nicht. Er offenbarte keine Angriffs¬
absichten, erwartete im Gegenteile allem Anscheine nach unser Losgehen. Nur seine
Artillerie entwickelte an diesem Tage eine erhöhte Tätigkeit und richtete ihr Feuer
auf die Koldorina- und die anschließende Front des GM. Fernengel, als Vergeltung
für unsere zahlreichen Demonstrationen in der verflossenen Nacht, die nicht ohne
Eindruck beim Gegenüber geblieben waren.
Standesziffern des Regimentes am 1. Mai nach Einteilung des IX. MaBaons.
und neuer Zugänge von IR. 28:
Verpflegsstand — 3888, hierunter 8 Offiziere (Aspiranten) und 332 Mann des
ehemaligen IR. 28; 300 Pferde, 146 Tragtiere, 12 Zugochsen. Gesechtsstand —
84 Offiziere (Aspiranten), 3068 Feuergewehre, 5 Maschinengewehre, 5 Minenwerfer
(hievon je einer bei IR. 47 und FIB. 7), 1 35-cm-Scheinwerfer. Außerdem 94 Fuhr¬
werke (hievon 32 Landessuhren). Die Abgänge in der zweiten Aprilhälfte betrugen:
tot 3 Mann; verwundet 1 Offizier, 20 Mann; krank 6 Offiziere, 184 Mann; ver¬
mißt (gefangen) 4 Mann.
2.5. bis In den folgenden Nächten war unsererseits für die Beunruhigung der Feindfront
4.8. reichlich gesorgt. Patrouillen und stärkere Detachements stießen nach Zborö und
Esztebnek sowie in die Bachniederung vor, südlich der in diesen Nächten die 27er
in einer stützpunktartigen, mit Feldwachen gesicherten Vorstellung schanzten.
Bei einem Patrouillengange in der Nacht auf den 5. Mai zum Meierhofe von
Esztebnek erwies sich Inf. Hermann Wölger als schneidiger Patrouilleur und starb
den Heldentod (silb. TM. 2. Kl.). Inf. Franz Summer holte sich für tapferes Ver¬
halten die bronzene TM.
Beiderseitiges Gefchützfeuer dröhnte auch nachtsüber. Ein Zufallstreffer schlug
in der Nacht zum 3. Mai in die Hütte des Hptm. v. Rutzky und des Oblt. Perleß ein.
Der tapfere Führer der 11. Komp., Oblt. Perleß, erlitt eine schwere Lähmung und
einen Nervenchok, der ihn längere Zeit hindurch der Sprache beraubte.
Die 28. ID. blieb in ihrer Front gefesselt, die am Abende des 4. Mai mit einem
aus tausend Kehlen schallenden Fronthurra den Gorlicesieg feierte.
Es war klar, daß der wenig erwünschte Beharrungszustand nicht lange mehr
währen konnte.
5.5. Im Morgengrauen des 5. Mai war der Russe abgezogen, wie immer unter
vorzüglicher Verschleierung durch stärkere, geschickt geleitete Nachhuten, deren
heftiges, um 2 Uhr morgens herüberschallendes Demonstrationsfeuer die Besatzungen
aus der Periahöhe, bei Esztebnek und Zborö wachrief.
Ein Zug des FIB. 7 pflanzte nach 4 Uhr morgens auf der kampflos erreichten
Höhe 571 eine gelbe Standarte mit dem Doppeladler auf. Auch die Kozinahöhe 601,
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