Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

der außerdem stets einem Flankenstoß frischer Kräfte über Iaroslau—Przemyäl— 
Chyröw ausgesetzt war. Was die Zahl betraf, blieb man den Russen gegenüber 
stets im Nachteil. Das gesamte öst.-ung. Nordheer zählte Mitte Dezember nur 
noch etwa 274.000 Feuergewehre. Es konnte auch durch die bis zur zweiten Februar¬ 
woche 1915 eintreffenden Marschformationen bloß auf eine halbe Million verstärkt 
werden, vorausgesetzt, daß bis dahin keine erheblichen Verluste eintraten *. 
Im Raume von Jasto beschränkte sich die Gefechtstätigkeit am 16. hauptsäch¬ 
lich auf einen zeitweise lebhafteren Kampf der beiderseitigen Artillerien. Im 
Gefechtsraume des Regimentes wurde von den bei Warzyce haltenden Kompagnien 
des IV. und III. Halbbaons. trotz der infolge ununterbrochener Strapazen der 
letzten Tage eingetretenen Ermüdung der alles Lob verdienenden braven Mann¬ 
schaften das beiderseits der Straße nach Sieklöwka liegende, ausgedehnte, überaus 
schwierige Höhen- und Waldgebiet aufgeklärt. Unermüdlich organisierte hier Hptm. 
Gallent den Aufklärungsdienst, der gegenüber den Verschleierungskünsten des 
Russen keinen leichten Stand hatte. Auch Oblt. Eppich leistete der Gefechtsauf¬ 
klärung beste Dienste, indem er aus eigener Initiative den beim Herrenhause 
Zimnawoda haltenden Zug des Fch. i. d. R. Hrubefch Uber Bieröwka auf die 
Höhe 341 und zu dem benachbarten Jägerhause vorfühlen ließ. Der Russe hatte 
diese Höhe geräumt, desgleichen auch den bewaldeten Kamm 388 nordwestlich von 
Warzyce, so daß Hptm. Gallent um 4 Uhr nachmittags das IV. Halbbaon. zum 
Nordende von Warzyce beiderseits der Straße vorverlegen konnte. Ein Zug nahm 
die wichtige Straßengabel nördlich des Ortes in die Hand, während die Kom¬ 
pagnie des Oblt. i. d. R. Weih vom III. Halbbaon. sich auf der Höhe knapp west¬ 
lich der Ortskirche festsetzte. Das Erreichen dieser wichtigen Position war nicht 
ohne Kampf vor sich gegangen. Gruppen von Kosaken hatten sich an den Wald¬ 
rändern eingenistet, zudem war besonders die Kompagnie Weiß dem Feuer einer 
beim Steinbruche nördlich Brzyszczki stehenden Feindbatterie ausgesetzt. Oblt. 
i. d. R. Weiß wurde für die umsichtige Führung seiner Kompagnie mit der bron¬ 
zenen MVM. ausgezeichnet. 
Die Gruppe Gallent allein hatte bei der gestrigen und heutigen Vorrückung 
einen Gesamtverlust von 7 Toten und 27 Verwundeten zu beklagen. Der Feuer¬ 
gewehrstand des IV. Halbbaons. war auf 163 gesunken. Der die Zeit vom 6. bis 
16. Dezember umfassende Verlustausweis des Regimentes führt 7 Tote, 45 Ver¬ 
wundete, 35 Erkrankte an. Das Regiment hatte einen Verpflegsstand von 
1100 Mann und einen Stand von 870 Feuergewehren. 
Im Standorte des Regimentsstabes in Rostoki war Obst. v. Lustig, der hoch¬ 
verehrte Führer des Regimentes, neuerdings ernstlich erkrankt. Hohes Fieber — 
neuerliche Mahnungen an die sommerliche Verwundung — hatte sich eingestellt, 
und so war die Trennung vom Regimente am Morgen des 17. Dezember unaus¬ 
weichlich geworden. In kritischer Zeit, als der Druck der russischen Dampfwalze 
im Weichsellande sich auch südlich des Weichselstromes auswirkte und die 3. Armee 
ins Ungarische abzog, hatte Obst. v. Lustig das Regimentskommando übernommen. 
Er führte das durch Gesechtsverluste und durch die teuflische Choleraseuche ge¬ 
schwächte, in seinem inneren Gehalte jedoch ungebrochene Regiment auf den von 
Schlachtenlärm und eisigen Stürmen wild umtobten Karpathengrenzkamm, focht 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, II., 39, 40, 41. 
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