Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Der panslavistische Traum einer spielerischen Überwältigung des Germanentums 
war endgültig ausgeträumt. Keinen Fußbreit Bodens vermochten die Russen von 
nun an deutschem Besitze zu entreißen. Hindenburg im Norden, Conrad im Süden 
hatten ihnen gleichzeitig ihre ehernen Fäuste gründlich zu fühlen gegeben K 
Die weitreichende Bedeutung des Erfolges der öst.-ung. Armeen in diesem 
Wasfengange erkannte der damalige Kommandant der russischen Nordwestfront, 
General Rußki, als er sich einem amerikanischen Kriegsberichterstatter gegen¬ 
über äußerte: 
„Ein strategisches Meisterwerk war die in genialer Weise erdachte und mit Virtuosität 
durchgeführte Schlacht bei Limanowa, die uns zwang, ein weiteres Operieren gegen Krakau 
aufzugeben und unseren Karpathenübergang verhinderte. Die Schlacht von Limanowa war 
der erste entscheidende Rückschlag, den die Armeen des Großfürsten in Galizien erlebten. Die 
Lage der Österreicher war zur Zeit der großen Karpathenkämpfe keine beneidenswerte 
gewesen. Wir in Rußland glaubten damals fest an die totale Vernichtung der öst.-ung. Armee; 
um so überraschender war für uns der Ausgang der Schlacht bei Limanowa, denn der schneidige 
Angriff der Österreicher kam für uns ganz überraschend und traf uns an der gefährlichsten 
Stelle der ganzen Fronte" 
Der Schlachtenlärm, der in der zweiten Dezemberhälfte die Karpathen erfüllte, 
zeigte den blutigen Weg an, den nunmehr das große Ringen in den nächsten 
Monaten zwischen dem Zarenreich und der Donaumonarchie einschlagen sollte1 2. 
Conrad setzte seine Hoffnungen vorerst auf einen vernichtenden Erfolg gegen 
die eingekeilten Truppen Dimitriews. Boroevic, der sein Hauptquartier von 
Kaschau nach Bartseld verlegte, feuerte mit seinem Armeebefehle vom 13. seine 
Truppen an, von denen er „rücksichtslose Verfolgung" forderte: „Eine letzte An¬ 
strengung noch, und der Rückzug des Gegners wird zur Flucht." 
Die hochgespannten Wünsche für die nach errungener Entscheidung einsetzende 
Verfolgung sollten sich jedoch nicht erfüllen. Die Erschöpfung der öst.-ung. Truppen 
und die vorzügliche Rückzugstaktik der feindlichen Führer ersparten Iwanow 
schwere und mit Katastrophen verbundene Verluste. 
Russischerseits sollte durch Absetzen der Armeen vom Gegner eine ausgiebige 
Frontverkürzung erreicht werden. Kräfte konnten erspart werden, die sowohl zur 
Verstärkung der 10. Armee in Ostpreußen dienen als auch Brussilow zu einem 
Schlage gegen' Boroevic befähigen sollten. 
Conrads Streben hingegen zielte beharrlich darauf ab, den Sieg bei Limanowa 
—Lapanöw zu einer möglichst schweren Niederlage für die Russen auszugestalten. 
Die 3. Armee sollte kräftigst bis an die Straße Rzefzöw—Tarnüw vorstoßen und 
die Karl-Ludwig-Bahn bei Rzeszüw unterbrechen. „Pflicht der 3. Armee wird es 
sein, jeden Versuch des Gegners, sich noch südlich der Karl-Ludwig-Bahn zu halten, 
durch unaufhaltsamen Vorstoß gegen Norden zu vereiteln", drahtete Boroevic an 
seine Unterführer. 
So nahm auch das III. Korps am 14. Dezember die Verfolgung aus. Die 28. ID. 
war um 8.30 Uhr vormittags mit der Hauptkolonne auf der Straße nach Iasto auf¬ 
gebrochen. Die 22. LID. ging westlich der Wistoka vor. 
Dem Detachement Obst. v. Lustig als östlicher Kolonne des Hl. Korps oblag 
wie an den Vortagen der Flankenschutz des Korps und die Verbindung mit dem 
1 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 172. 
2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 812, 818. 
13» 
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