Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

zehrten sich die Kräfte der an der oberen Laborcza und um den Duklapatz ringenden Truppen, 
so daß sie dem Druck der Russen nicht mehr standzuhalten vermochten. Als der Russe in der 
Nacht zum 28. November nach hin und her wogendem Kampfe hier und dort in die kordon¬ 
artig besetzten Höhenstellungen einbrach, begann zuerst beim VII. und dann auch beim 
III. und beim IX. Korps das Abbröckeln. Noch vor Tagesanbruch ordnete G. d. I. Colerus 
angesichts der äußerst kritischen Lage bei Mezölaborcz, die eine Rückenbedrohung der Stel¬ 
lungen auf dem Duklapatz besorgen ließ, die völlige Zurücknahme des VII. und des III. Korps 
auf die Höhen zwischen der Laborcza und der Ondava in die allgemeine Linie Barihäza— 
Peszternye—Alsöhimes an. Das IX. Korps sollte auf den Grenzhöhen nördlich von Alsöpagony 
stehenbleiben'. 
War es auch mit Hilfe zweier neu aufgestellter Honvsdbrigaden, der allerletzten 
Kampfkraft, die im Hinterlande noch aufgetrieben werden konnte, FML. Krautwald 
am 28. November gelungen, die Russen aus der Gegend von Homonna zu vertreiben, 
so war westlich hievon die Einbeulung in ungarisches Gebiet gegen Bärtfa herab, 
trotz verzweifelter Gegenanstrengungen, allmählich immer tiefer geworden. 
Eine eben aus Tefchen eingelangte Weisung gab bekannt, daß man gezwungen 
sei, den Angriff der 4. Armee bei Krakau infolge des Eingreifens der russischen 
3. Armee abzubrechen. Es fei nun die Absicht der Heeresleitung, den Feind südlich 
der Weichsel durch einen überraschenden Schlag zurückzuwerfen. Die 3. Armee habe 
die Verschiebung von weiteren russischen Kräften aus den Karpathen nach West- 
galizien zu verhindern, und es käme für sie darauf an, Zeit zu gewinnen, um die 
Verteidigung der Zugangswege nach Ungarn bis zum Wirksamwerden des gegen 
die russische 3. Armee geplanten Angriffes hinauszuziehen1 2. 
In diesen schicksalsbedrängten Tagen war auch der schöne, aussichtsreiche Schlag 
des deutschen Ostheeres bei £6öz in zwölfter Stunde noch um die bereits greifbaren 
Früchte seines Erfolges gebracht worden. Die verzweifelte Anstrengung des Restes 
der öst.-ung. Hauptschlagkraft hatte sich in Polen, nördlich von Krakau, auch nicht 
in wünschenswerter Weise bezahlt gemacht. Die zum Schutze Ungarns bestimmten 
Heeresteile waren trotz aller Mühen und allen Opfermutes bereits bedenklich weit 
vom Karpathenkamme abgekommen. Immer breiter war der freie Raum zwischen 
dem letzten festen Stützpunkt Krakau und der Karpathenarmee geworden, durch 
den die direkten Wege nach der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien führten. 
Immer mehr schien sich nun die russische 3. Armee, die sich nach der Sanschlacht 
in Mittelgalizien bis zur erfolgten völligen Einschließung von Przemysl glück¬ 
licherweise einigermaßen aufgehalten hatte, gegen Westgalizien in Bewegung zu 
setzen. Immer mehr schwand mit Rücksicht auf den schwer geschwächten Zustand der 
völlig abgekämpften und abgehetzten Armeen die Aussicht, den russischen Koloß 
wenigstens zum Stehen bringen zu können und — um so größer war die Ent¬ 
täuschung über das weitere Ausbleiben einer unmittelbaren Unterstützung durch 
den Bundesgenossen3. 
Rückzug an die Ondava 
Indes versuchte Boroevic, wenn er auch an einen weitreichenden Rückzug dachte, 
dennoch in Anbetracht der gerade in diesen schicksalsschweren Tagen aus Serbien 
eintreffenden günstigen Nachrichten, die Truppen zum äußersten Ausharren in den 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 586, 587. 
2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 586, 587. 
3 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 168. 
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