Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Kriegsschauplätze störend geltend. Das war aber ein Problem, das unter den 
bestehenden Verhältnissen eben nicht zu lösen war. Sicherlich nicht gering ist das 
einzuschätzen, was diesem Übelstande zum Opfer gebracht werden mußte 1. 
Der k. u. k. 3. Armee war in einem am 7. November von dem nach Teschen 
verlegten Armeeoberkommando ausgegebenen Heeresbefehle vorgeschrieben wor¬ 
den, daß sie „ein Vordringen der beiderseits PrzemiM vorgehenden feindlichen 
Kräfte, sei es in westlicher Richtung durch Galizien, sei es über die Karpathen, zu 
bekämpfen, mindestens aufzuhalten" habe. Zur Erfüllung „dieser schwierigen selb¬ 
ständigen Aufgabe" sollte die 3. Armee „die hartnäckige Verteidigung der Kar¬ 
pathenübergänge westlich des Uzfokpasses (einschließlich) mit der aktivsten Ver¬ 
wendung der Hauptkräfte" vereinen. Als Richtlinie für das weitere Verhalten gab 
die Heeresleitung an, daß die Armee, dem Drucke des Feindes folgend, gegebenen¬ 
falls bereit fein müsse, über die Karpathen in südwestlicher Richtung auszuweichen. 
Sollte der Feind mit starken Kräften über die Karpathen durchdringen, sei die 
3. Armee berufen, „diesem Angriffe südlich des Gebirgskammes entgegenzutreten". 
Am 5. November war es bei Dobromil zu einem Nachhutgefechte gekommen, 
und der Feind drängte anscheinend über Chyröw scharf nach. G. d. I. Boroeviö 
erblickte daher seine nächste Aufgabe darin, nördlich von Turka und am oberen San 
mit den Gruppen Karg und Krautwald sowie dem VII. Korps stehenzubleiben 
und den Abtransport der 2. Armee zu decken. Die Masse der 3. Armee — III., IX., 
XI. Korps und 4. KD. — gedachte G. d. I. Boroeviö zunächst aus den Novdfuß der 
Karpathen, nach Rymanöw, Krosno und Iasto zurückzuführen. Die Absichten des 
Feindes lagen noch im Dunkel. Auch waren die Truppen durch Verluste, Seuchen 
und außergewöhnliche Anstrengungen der vorhergegangenen Operationsperiode 
schon erheblich geschwächt (die einzelnen Divisionen zählten nur mehr etwa 
6000 Feuergewehre, für jedes Geschütz waren höchstens 100 Schuß vorhanden), so 
daß jetzt ein mehr defensives Verhalten geboten zu sein schien. Unter schweren 
Bedingungen begannen die neuen Operationen in den Karpathen, wobei sich die 
Truppen wie der Führer der 3. Armee nach den Anstrengungen und Opfern des 
Oktoberfeldzuges von Haus aus vor eine recht schwierige Doppelaufgabe gestellt 
sahen: möglichstes Anhalten der in westlicher Richtung gegen Krakau vorrückenden 
russischen Streitmacht und die möglichst lange Behauptung der Karpathenüber¬ 
gänge selbst-. 
Die Rückzugslinie des Regimentes verlief im allgemeinen nur wenige Kilo¬ 
meter südlich der Rückzugsstraße nach der Schlacht von Grödek. Der Regimentsstab 
mit der Pionierabteilung, dem II. und III. Baon. zogen durch Chyrüw und Dobromil 
ab und landeten um 1 Uhr nachts auf der von eisigem Winde umbrausten 
Gliniankahöhe, wenige Kilometer nordwestlich von Dobromil, nach mühseligem 
Nachtmarsche. Fm Zeltlager wird nach verabreichter, endlich heißer Menage bis in 
den Vormittag hinein geruht. Das I. und IV. Baon. schlugen die der 6. ID. zu¬ 
gewiesene nördliche Route über Grabownica—Sozaüska, Hubice, Huwniki ein. 
Am 6. November sind alle Bataillone des Regimentes in Bircza endlich 
wieder vereint. 
Am 7. November nachmittags wird aus der Kriegsbrllcke bei Jablonica der 
San überschritten, nur das als nördliche Seitenhut der 28. ID. ausgeschiedene 
* Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 159. 
2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 564, 566, 566. 
153 
8.—8. 
11.
	        
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