Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Da in den ersten Tagen des Stellungskrieges die für die Eroberung der nörd¬ 
lichen Waldparzelle bestehenden Pläne nicht aufgegeben worden waren, wurde 
schweres Geschütz aus der Festung herangezogen. Die von den 27er-Beobachtungs- 
ständen aus überprüfte Wirkung der schon für damalige Verhältnisse recht zahmen 
Beschießung war wohl kaum überwältigend. In der Westfront des Waldstückes 
wurden am 24. Oktober drei, am 26. nachmittags zwei Treffer erzielt, ohne daß 
der Russe sich rührte. In die Südfront siel überhaupt kein einziger Treffer. Dagegen 
bekam die große Rachel etliche ab. Das war aber neutrales Sumpfgebiet. 
Wiederholte Rekognoszierungen konnten neuerdings nur das Urteil des 
Hptm. Manko von den Sappeuren, der seit einem Monate die Beschaffenheit der 
Rachel kannte, bestätigen: daß jeder Versuch einer Überschreitung des von einem 
Wassergraben durchzogenen, stark versumpften Umgebietes der großen Rachel zur 
Aussichtslosigkeit verurteilt sein mußte. 
Endlich schien die höhere Führung der klar sehenden, nicht phantasierenden 
Truppe Glauben zu schenken. Es war ein blutiger Weg bis zu dieser Erkenntnis! 
Im Laufe des 26. Oktober wurde IR. 101 aus der Gefechtsfront gezogen, was 
eine teilweise Neugruppierung der unter GM. Fernengel stehenden Kräfte zur Folge 
hatte. Das II. Baon. des Regimentes mit der MGA. II gelangte um 6 Uhr nach¬ 
mittags an die Nordostfront (f. Skizze). 
Die Gefechtsstände am Monatsende beliefen sich beim II. Baon. samt der MGA. II 
auf 406, beim III. Baon., das besonders in den Kämpfen gelitten hatte, auf 249. 
Von Offizieren (Aspiranten) standen laut Einteilungsliste vom 21. Oktober an 
der Waldfront: Regimentskmdt.: Obstlt. Scotti, Regimentsadjt.: Hptm. Fröhlich. 
11. Baon. Kmdt. Hptm. Gobiet, Adjt. Oblt. Julius Steinmetz. 6. Komp. Lt. v. Mirkovic, 
ResKad. Markant, ResKad. Bregar; 6. Komp. (Halbkomp.) ResKadAsp. Kodier; 
7. Komp. Oblt. Trinkl, ResKad. Hrubesch; 8. Komp. Lt. i. d. R. Kirsch. III. Baon. 
Kmdt. Hptm. Megiska, Adjt. Oblt. Kratochwill. 9. Komp. ResFch. Singer; 10. Komp. 
Lt. Salzer, Lt. i. d. R. Thaller, ResKad. Quereser; 11. Komp. ResKad. Kovac; 
12. Komp. Lt. i. Ä. R. Florian, ResFch. Luttenberger. MGA. II Hptm. Mody. 
Allgemein wurde Uber den drückenden Offiziersmangel Klage geführt. 
Der Refervesähnrich als Kompagnieführer, der junge Leutnant als Bataillons¬ 
kommandant gehörten schon zu den alltäglichen Erscheinungen. Die Spannkraft der 
Offiziere litt sichtlich unter dem Druck der Verantwortung, der keinen Augen¬ 
blick nachließ 1. 
Für die in den Sommer- und Herbstschlachten 1914 zum Großteil gefallenen 
oder kriegsdienstuntauglich gewordenen aktiven Frontoffiziere traten die Offiziere 
der Reserve und des Landsturms in die Bresche. Sie standen in persönlicher Tapfer¬ 
keit den Kameraden des Berufsstandes in keiner Weife nach. Opfermutig erfüllten 
sie bis zum Kriegsende ihre schweren Pflichten als vollwertige Unterführer in der 
Kampffront. Ihre Opferbereitschaft war einer der stärksten Pfeiler, der bis zum 
Kriegsende nichts an seiner inneren Kraft einbüßte. 
Aber diese Verhältnisse, die — vielleicht von besseren Mannschaftsständen 
abgesehen — vielfach auch beim Feinde herrschten, würden allein nicht hinreichen, 
das unbefriedigende Ergebnis der Sankämpfe zu erklären. Die Ursachen sind vor 
allem aus dem Gebiete der niederen Gefechtsführung zu suchen, die ihrerseits wieder 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 449. 
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