Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

G. d. I. Colerus auf, mit dem ganzen III. Korps in den Kampf bei Ehyrow ein¬ 
zugreifen. Die 12. IBrig. der 6. ID. war schon seit 4 Uhr früh zur Hilfeleistung 
nach Nowe Miasto unterwegs. Ihr Eingreifen machte sich gegen 3 Uhr nachmittags 
fühlbar. Sie schob sich in der Mitte des VII. Korps in die aufgelockerte Gefechts¬ 
front ein und versteifte den Widerstand der 34. ID. 
Als G. d. I. Colerus seinem Armeeführer die Verschiebung der 12. IBrig. an den Nord¬ 
flügel der 2. Armee gemeldet hatte, untersagte ihm Boroevic zunächst jede Entsendung weiterer 
Truppen, da hiedurch seine eigenen Angriffsabsichten durchkreuzt wurden. Man sah beim 
3. Armeekmdo. die Lage am Nordflügel Böhm-Ermollis nicht für bedrohlich genug an, daß 
ein solcher Verzicht auf die eigenen Pläne gerechtfertigt gewesen wäre. Nun hatten aber in 
denselben Stunden die Alarmmeldungen der 20. HID. den G. d. I. Köveß veranlaßt, das 
Armeekmdo. zu bitten, es möge doch bei der Heeresleitung den Einsatz des ganzen III. Korps 
erwirken. Diese stimmte zu und wies Boroevic an, bei einem weiteren Zurückweichen der 
Honveds „den für den 16. Oktober beabsichtigten Angriff des III. Korps und der 44. LID. 
derart zu führen, daß die 2. Armee entlastet" würde. Als beim 3. Armeekmdo. in Przemyäl 
nachmittags neuerlich sehr ungünstige Nachrichten über die Lage südlich der BloLewka ein¬ 
langten, mußte nun auch Boroevic den Widerstand gegen das Ausspielen des III. Korps auf¬ 
geben und erteilte gegen Abend an dieses die Weisung, zum Angriff über Nowe Miasto in 
südöstlicher Richtung vorzugehen, um flankierend in den Kampf der 2. Armee einzugreifen. 
Nun war aber am 16. Oktober früh auch für den feindlichen Heerführer Brussilow der 
Augenblick gekommen, seine Truppen zu einem allgemeinen Angriff vorzureißen. Schon bei 
Tagesgrauen, bevor noch das III. Korps am Nordflügel der 2. Armee angriff, begann sich 
der Druck der Russen zu verstärken. Die 20. HID. vermochte sich, allen Befürchtungen ent¬ 
gegen, mit Hilfe ihrer Verstärkungen zu behaupten. Die 34. ID. wurde jedoch zum Weichen 
gezwungen, ihr linker Flügel aufgerollt. Abermals drohte die Front des VII. Korps ausein¬ 
anderzubrechen. Da machte sich im entscheidenden Augenblick der sehnlichst erwartete Angriff 
des III. Korps fühlbar. 
Die 11. IBrig. der 6. ID., FML. Gelb, und die 22. LID., GM. v. Schmidt-Fusfina, waren 
etwa um 8 Uhr morgens in Nowe Miasto eingetroffen. Die Absicht des G. d. I. Boroevic, 
über Woleza Dl. und BloLew Grn. in die Flanke der zwischen BloLewka und StrwiaL 
befindlichen Feindkräfte vorzustoßen, ließ sich infolge des russischen Vordringens von den 
Höhen bei Czyszki herab nicht durchführen. G. d. I. Colerus setzte die 11. Brig. (IR. 7, bh. 2) 
links neben der 12. IBrig. (IR. 17, FIB. 8 und 9) bei Woleza Dl ein. Die 22. LID. unter¬ 
stellte er dem FML. v. Henriquez (Kmdt. der 17. ID., der am äußersten Nordflügel der 
2. Armee Truppen von vier verschiedenen Divisionen befehligte) und warf sie gegen die 
Hänge von Czyszki vor. Die 28. ID., FML. KrLlicek, die sich noch im Anmarsche befand, 
wurde angewiesen, hinter den linken Flügel der 20. HID. zu rücken, um im Verein mit 
dieser gegen die Wegrzeliskahöhe vorzugehen. 
Der Angriff der 6. ID. und der 22. LID. riß die ganze Front zwischen StrwiaL und 
Bloäewka vor. Die 20. HID. erkämpfte sich gegen Felsztyn und die Wegrzeliskahöhe Raum. 
Hinter ihrem linken Flügel stellte sich am Abend die 28. ID. zum Sturme auf diese 
Höhe bereit1. 
Im prangenden Scheine der Sonne, die nach vier Regentagen wieder ihre 18.10. 
Strahlen auf die Nebel aushauchende Landschaft herniedersandte, rückte das Regi¬ 
ment am 16. Oktober als südliche Kolonne der 28. ID. von Fedropol über Kloko- 
wiee—Sierakowee—Przedzielniea an die Eisenbahnlinie bis zur Haltestelle Nowe 
Miasto, wohin auch die Marschrichtung der über NiLankowiee vorgehenden Haupt- 
Kolonne der Division wies. Im Geschützdonner erreichte gegen 11 Uhr vormittags 
die Regimentstete den Eisenbahndamm und war damit im Gesechtsbereiche des 
VII. Korps eingelangt. 
Was die Steirer gleich beim Eintritte zu sehen bekamen, war wenig erhebend: 
zahlreiche Verwundete, die Mehrzahl allein oder in Gruppen gehend, darunter — 
und das fiel sogleich aus — sehr viele mit Verletzungen an der linken Hand. Es 
waren „Selbstverstümmler". Wie tief mußte der moralische Halt dieser Leute 
1 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I., 420, 421, 422. 
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