Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

sodann gegen Norden auszuschwenken, wieder mit den allgemeinen Direktionen 
auf Lublin und Chotm wie im hoffnungsvollen August. 
Die öst.-ung. Heeresleitung gedachte dem Kriege Wege zu weisen, die sie schon 
im August 1914 beschritten hatte, die im Sommer 1915 noch einmal, dann endlich 
erfolgreich gegangen wurden. 
Dem wieder großzügig erdachten Plane setzten sich aber allsogleich Schranken 
entgegen, die sich in der Folgezeit als unüberwindlich erweisen sollten. 
Bereits der 12. Oktober brachte die unangenehme Überraschung, daß sich der 
Russe sowohl unmittelbar am Ostufer des San als auch im Hügellande südöstlich 
von Przemysl bis zum Karpathenvorgelände in ausgezeichnet ausgebauten Stel¬ 
lungen eingenistet hatte. 
Vorerst bedurften die Truppen dringend einer Atempause. Der achttägige An¬ 
marsch ohne jeden Rasttag hatte die Truppe wieder hart hergenommen. Die Russen 
hatten in vorbildlich geschickter Art durch ihre Nachhuten die anmarschierenden 
Kolonnen nur immer zu zeitraubender Entfaltung gezwungen, ohne sich einem 
Echee auszusetzen. Das Regiment hatte ja all dies zur Genüge erlebt. Auch die 
Trains waren abgeblieben. Der Nachschub war abgerissen. Es fehlte an ausgiebiger 
Munition, auch an Brückenmaterial. Der Unterlauf des San war überdies durch 
Hochwasser angeschwollen, übel stand es mit dem Schuhwerk. Was half es, wenn 
jedes Bataillon mit fünfzig Paar Schuhen aus Przemysl bedacht wurde! 
Pflichtgemäß meldeten die Unterführer alle plötzlich eingetretenen Schwierigkeiten. Aber 
der Angriffsdrang der obersten Führung glaubte sich neuerdings über alle Hemmnisse hinweg¬ 
setzen zu können. So kam es zur „San-Schlacht", zu den Schlachten von „Przemysl und 
Chyröw", von „Skierneoice und Iwangorod" usw., die den bisherigen Enttäuschungen des 
öst.-ung. Heeres nur noch weit schwerere hinzufügten *. 
Die Gegend der Sanmündung teilte das Kriegstheater in zwei große Schlachtfelder, auf 
denen Freund und Feind in sehr verschiedener Rolle kämpften. Während sich an der mittleren 
Weichsel die schwache deutsche 9. Armee und die ihr als Verstärkung nachgesandten Divisionen 
Dankls gegen die gewaltigste Streitermasse zu wehren hatten, die je auf engem Raume 
ausgetreten war, bestrebte sich südlich der Sanmündung, in Mittelgalizien, die Hauptkraft 
des öst.-ung. Heeres mit ihrer nach der schweren ersten Feuerprobe noch nicht voll zurück¬ 
gewonnenen Stoßkraft, aber in gewohnter Opferbereitschaft, durch unverzagtes Anstürmen 
gegen die zu trefflicher Abwehr aufgestellten und später selbst zum Gegenangriff übergehenden 
Regimenter Brussiloips den Turmbau der russischen Pläne ins Wanken zu bringen 
Am 13. Oktober, an dem sich die 4. Armee zur Überschreitung der Sanlinie 
anschickte, schritt die 2. Armee zum Angriffe gegen die russischen Stellungen zwischen 
der BloLewka und dem Dniester. Der Angriff des VII. Korps vermochte jedoch nicht 
die beherrschenden Höhen zu gewinnen. Das Korps mußte sich mit den erkämpften 
Linien südlich von Czyszki, bei BloLew Gorni und am Westhang der Wegrzeliska 
(Kote 370) begnügen. Auch der Südslügel der 3. Armee — die Gruppe 
FML. v. Tschurtschenthaler —, die schon am 12. Oktober südöstlich der Festung in 
den Kampf getreten war, konnte in den darauffolgenden Tagen keinen wesent¬ 
lichen Raum gewinnen. 
Eingreifen des I». Korps bei der 2. Armee 
Skizzen 13, 14 
G. d. F. v. Boroeviö, der einer Sanforcierung nordöstlich von Przemysl von 
allem Anbeginne zweifelnd gegenüberstand, entschloß sich, das Schwergewicht seiner 
1 Pitreich, Der öst.-ung. Bundesgenosse im Sperrfeuer, 138. 
2 Österreich-Ungarns Letzter Krieg, I„ 413, 416. 
111
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.