Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

versammelten Regiments an dessen bisher hervorragend bewährten Geist appellieren. 
Der Marsch nach 2migrüd am 24. war durch ganz unerhörte Trainstockungen 
charakterisiert, zum Großteil auch durch mangelhafte Jnstradierung verschuldet. So 
betrugen an diesem 31-km-Marsch-Tage, der um 7 Uhr morgens in Milcza begann 
und um 9.30 Uhr abends in Tmigrüd endete, die durch diese Trainstauungen hervor¬ 
gerufenen unfreiwilligen Aufenthalte mehr als fünf Stunden. Daß schließlich die 
disziplinierteste Truppe in Unmut verfällt, mag begreiflich erscheinen. 
28.9. Bei günstigem Wetter beendigt das Regiment am 26. September, 12 Uhr mittags, 
in Malastüw, 12 Km südöstlich von Gorlice, seinen 250 Km langen, entsagungs¬ 
reichen, düsteren Weg. 
Die folgenden Tage bis zum 3. Oktober waren gründlicher Retablierung 
gewidmet. In dem ärmlichen Gebirgsdorfe gab es leidliche Quartiere. Mangels 
Stallungen mußten für die Pferde Flugdächer errichtet werden. Infolge des 
andauernden naßkalten Schlechtwetters war der Abgang an Pferden groß. 
Der Vorpostendienst, den das Regiment ostwärts von Malastüw auf den Höhen 
beiderseits der Ortschaften Bodaki, Przegonina bestreiten mußte, nahm ein ganzes 
Bataillon in Anspruch. Nach Ablösung des III. Baons. teilten sich vom 29. September 
an das I. und IV. Baon. von ihren Standquartieren Bodaki und Przegonina aus 
im Vorpostendienste. 
Rasch verflossen die Tage reichlich verdienter Ruhe. 
Auch neuer Ersatz trifft ein. Die ursprünglichen Marschbrigaden sind bereits zur 
Gänze von der Bildfläche verschwunden; nur ein Teil der Landsturmbrigaden hat 
sich noch erhalten. Die Reste hatten zur Deckung der Abgänge bei den Feldtruppen 
nicht gereicht. Dies gelingt erst durch den Einsatz weiterer Ersatztransporte aus 
dem Hinterlanüe. Hiemit beginnt die Verwässerung des inneren Gehaltes der 
Kampftruppe. 
2.19. Zum Regimente stößt am 2. Oktober das II. Marschbataillon, Mjr. Kielhauser, 
durch dessen sofortige Aufteilung der durchschnittliche Gefechtsstand der Kompagnien 
zirka 200 Mann erreicht. 
Vorübergehend mag wohl das feste Kameradschaftsband der Friedenszeit eine 
Lockerung erfahren haben. Der Sinn echter Kameradschaft war aber im Belgier- 
regimente ein unantastbares Erbe. Er war so fest verankert und so stark verbunden 
mit dem Traditionsgefühle, daß sich das Band der Kameradschaft immer wieder 
allsogleich um alle im Felde Stehenden, Offizier und Mann, wand und schloß. Der 
dem Regimente innewohnende, von Generation zu Generation vererbte Familien¬ 
sinn, durch den das Regiment gegen jedes Ungemach widerstandsfähiger blieb, 
war eine ragende Kraftstütze, die bis zum letzten Tage unerschüttert standhielt. 
Die öst.-ung. Heeresleitung hielt es für dringend geboten, dem Gros der durch 
den großen Einleitungsfeldzug hart mitgenommenen Truppen noch einige Tage 
Rast zu gewähren. Immerhin gab es Truppen, denen während der sogenannten 
„Operationspause" keine 48 Stunden der Ruhe gegönnt waren. 
Der Gesamtstand des Nordheeres betrug Ende September 477.000 Gewehre, 
26.800 Reiter, 1578 Geschütze. War es solcherart geglückt» die Lücken, die der erste 
Feldzug gerissen hatte, in wenigen Tagen zum großen Teil auszufüllen, so gilt dies 
nicht in gleichem Maße für die schwere Einbuße des Heeres an sonstigen physischen 
und moralischen Werten. Die Strapazen der vier Wochen andauernden Kämpfe 
und das höchst ungünstige Wetter beim Rückzug hatten dem Kräfte- und Gesund- 
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