Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Stehen wird abseits der Straße eine Berglehne gewonnen und dort bis 3 Uhr 
nachmittags das Abfließen der Trainmassen abgewartet. Die Gelegenheit wurde zur 
Aufteilung des I. Marschbataillons genutzt, das in der Zeit vom 29. August bis 
12. September einen Verlust von 5 Toten, 63 Verwundeten und 47 Vermißten ver¬ 
zeichnete. Nach vollzogener Aufteilung erlangten die Kompagnien wieder einen 
Durchschnittsgefechtsstand von 160 Mann. Da die dampfenden Fahrküchen sich ein¬ 
stellten, überdies die Feldpost ihre reichlichen Gaben ausschüttete und auch der 
Regen einige Stunden rastete, wich die trostlose Stimmung der Steirer. 
Dagegen war der nachfolgende nahezu 20 km lange Marsch wieder mit end¬ 
losen, ermüdenden Stockungen ausgefüllt. Um 8 Uhr abends wird das Marschziel, 
Strzelczyska, samt den Fahrküchen, die man jetzt nach den letzten Erfahrungen bei 
den Bataillonen festhielt, erreicht. Dumpfe Schläge, von Sprengungen herrührend, 
drangen ans Ohr. 
14.9. Am 14. September bringt der Alarmruf das Regiment um 6 Uhr morgens auf 
die Beine. Das I. und III. Baon. unter Mjr. Sieg! zweigen um 8 Uhr vormittags 
von Krysowice als Seitenhut nordwärts ab, um über Mosciska auf der Przemysler 
Chaussee den Rückmarsch fortzusetzen. In Mosciska angelangt, ist jedes Weiter¬ 
kommen unmöglich. Die Belgier sind Augenzeugen des unaufhaltsamen Stromes 
der Trains des XI. Korps der Armee Auffenberg, der sich in vier nebeneinander¬ 
fahrenden Kolonnen aus der Chaussee gegen Przemysl weiterwälzt. Hatte die 
3. Armee im allgemeinen noch die günstigsten Verhältnisse, so wurden diese durch 
den Umstand stark beeinträchtigt, daß sich immer wieder Truppen, Trains und 
Haufen Versprengter der von Norden her vom Feinde gedrückten 4. Armee in 
die eigenen Marschsäulen einzwängten. 
Besonders bei der 4. Armee dauerte die Krise noch an diesem Tage an. In den 
Ortschaften und an den Brücken entstanden Stauungen gefährlichster Art. Die 
organisatorischen Verbände der Trains hörten nahezu vollkommen auf. Auch wur¬ 
den im Regenwetter die Straßen tief aufgerissen, besonders durch die Munitions¬ 
fuhrwerke und Geschütze. Das 4. Armeekmdo. sah sich schließlich zu dem Befehl 
genötigt, unbekümmert um eventuelle Trainverluste den Rückmarsch hinter den 
Sanfluß möglichst ohne Aufenthalt fortzusetzen. Die Folge war allerdings, daß 
zahlreiche Trainteile in Feindeshand fielen, andere nach Süden auswichen und in 
Przemysl eine heillose Unordnung hervorriefen. Auch am linken Sanufer waren 
Trains der 4. Armee statt gegen Iaroslau nach Przemysl gezogen und stießen dort 
mit den Fuhrwerkkolonnen der 3. Armee zusammen. 
Mjr. Siegl mußte gegenüber dieser in ständiger Bewegung befindlichen Barriere 
wieder zurück an die Marschlinie der eigenen Division, die nach beschwerlichem 
Marsche durch Waldgebiete bei Widenka erreicht wird. Stürmische, kalte Regen¬ 
schauer begleiten das Regiment, das nach längerer Rast bei Balice nach 2 Uhr 
nachmittags aufbricht. Es nähert sich in den Abendstunden dem Bereiche der San- 
feste und bezieht nach neuerlichen großen Trainstockungen gegen 11 Uhr nachts 
bei äußerst beschränktem Raume Freilager bereits innerhalb des äußeren Forts¬ 
gürtels bei Siedliska. 
Im nahen Przemysl war schon abends ein unentwirrbarer Knäuel von Fuhr¬ 
werken entstanden. Auf der Chaussee ostwärts bis gegen Mosciska standen dicht¬ 
massierte Fuhrwerkskolonnen und konnten nicht über den San in Sicherheit 
92
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.