Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band I (I. / 1937)

Der dritte Schlachttag — Im Powitenski Las 
10.9. Die ersten Morgenstunden des 10. September sind allerorts dem Ordnen der 
ineinanderverschlungenen Verbände gewidmet. Das Regimentskommando ist bemüht, 
auch die abgesplitterten Teile des Regimentes im Nordteile des Teuselswaldes zu 
sammeln und soweit als möglich einen einheitlichen Kraftkörper bereitzustellen. 
Keine leichte Ausgabe! 
An die Gruppe des Lt. v. Mirkovic (vereinigte 5. und 7. Komp.), wie auch an 
die 16. Komp, ergeht der Befehl, sich aus dem bunten Gemisch loszulösen und in 
den Wald zu verschieben. Im Morgengrauen hatten sich diese Abteilungen verlassen 
gesunden. Die nördlich der Eisenbahn befindlichen Gruppen wie auch die südlichen 
Nachbarn hatten sich nachtsüber weiter rückwärts eingegraben. 
Noch vor Einlangen des Befehls zum Anschlüsse an das Regiment spielt sich 
hier eine bemerkenswerte Episode ab. Knapp vor 6 Uhr morgens meldet eine längs 
des Bahndammes vorpirschende' Patrouille, daß der Russe sich allem Anscheine nach 
ergeben wolle. Ungefähr 600 Schritte vor der Eigenfront tauchen tatsächlich Russen 
aus, die ihre Gewehre wegwerfen und die Hände erheben. Eine andere Patrouille 
hatte bemerkt, wie der Feind eine weiße Fahne hißte und ohne Waffen in der 
Hand auf den Schützendeckungen stand. 
Lt. i. d. R. Burghart, der Führer der 15. Komp., bricht mit zehn Mann aus. 
Durch den Bahndamm gedeckt, kommt er aus 15 bis 20 Schritte an die russischen 
Gräben heran, nachdem er schon zuvor mehrmals durch Zurufe um Nachsenden von 
Verstärkungen gebeten. Eine eben zur Verstärkung anlangende 87er-Komp. folgt 
ihm längs der Bahn. Der Kompagnieführer verlangt gleichfalls nach Verstärkung. 
Lt. v. Mirkovic erhebt sich nun mit Teilen seiner Kompagnie in schütterer Linie 
aus dem Grabenschutze. Kaum ist dieser verlassen, prasselt Gewehrfeuer entgegen. 
Rasch suchen die Mannschaften wieder die Deckungen zu gewinnen und erwidern 
lebhaft das feindliche Feuer. Kurz daraus kommen die Leute der Patrouille des 
Lt. i. d. R. Burghart in vollem Laufe heran. Sie berichten, die Russen hätten plötz¬ 
lich Lt. Burghart und drei Mann umringt und ihnen zugerufen: „Gewehre weg¬ 
werfen! Sonst schießen wir!" Gleich darauf habe das russische Feuer eingesetzt. 
Hatten die Russen wirklich die Absicht überzulaufen? Erblickten sie in dem Vor¬ 
gehen unserer Verstärkungen eine Vereitelung ihrer Absichten? Oder war das 
Ganze nur eine moskowitische Finte? Das letztere scheint am ehesten zuzutreffen. 
Lt. i. d. R. Burghart und seine Begleiter waren die Opfer. 
Die vereinigte 5. und 7. Komp, unter Lt. v. Mirkovic sowie ein Teil der 
15. Komp, unter dem sich bestens bewährenden Fch. i. d. R. Diller suchen nun dem 
Anschlußbesehle nachzukommen. Einzeln wird der Bahndamm übersetzt und entlang 
dessen nördlicher Flanke geht es zurück bis zum Standorte des GM. Fernengel 
beim Bahndurchlaffe. Hier wird südwärts abgeschwenkt. Um zirka 11 Uhr vor¬ 
mittags wird von den Letzten der Sammelplatz des Regimentes im Walde erreicht. 
Feldw. Fluch der 15. Komp, war es wegen des überaus heftigen Feuers unmöglich, 
.sich loszuschälen. Er verblieb mit dem Reste der 15. Komp, in der vordersten Kampf¬ 
stellung. Hinter ihm etablierten sich später mehrere Linien, so daß er zeitweise 
zwischen zwei Feuern lag. Nur seiner Besonnenheit und Umsicht war es zu danken, 
daß seine tapferen Leute in dieser schwierigen Lage ausharrten. Feldw. Fluch hatte 
sich mit seiner Gruppe tief in den Wiesengrund eingegraben. Durch tiefes Graben 
78
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.