Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Doppelschlacht bei Luzk und Okna 67 
And der Russe schoß, schoß an den Lauptangriffs stellen am Styr und 
am Dnjestr mit Tausenden von Geschützen aller Kaliber, mit Flügelminen 
von fürchterlicher Stärke und trieb in der Nacht auf den 1. Juni Streif¬ 
wachen ins Niemandland vor, die mit Scheren und Landgranaten in den 
Drahthindernissen wühlten. Am 1. Juni schwoll die Tätigkeit der russischen 
Artillerie zu methodischem Wirkungsschießen. Die österreichischen Batterien 
wurden gezwungen, den Landschuh aufzunehmen. Da erkannte der Russe, 
daß manches feindliche Geschützrohr, das im Winter noch geschossen, seine 
Stimme nicht mehr in den Kampf mischte. Sie waren verschwunden und 
feuerten, statt in Wolhynien, vor Asiago und Arsiero. Der Russe demas¬ 
kierte neue Batterien. Am 2. Juni tobte die Artillerieschlacht am Styr, an 
der Jkwa und am Dnjestr mit wachsender Kraft, am 3. Juni brach sie auch 
über den Abschnitt von Tarnopol herein und erfaßte Bothmers linken Flügel. 
In der Frühe des 4. Juni gipfelte sie bei Olyka vor der Front Josef Fer¬ 
dinands, bei Kozlow vor der Front Bothmers und bei Okna vor der Front 
Pflanzer-Baltins in rollendem Trommelfeuer. Das wütete bis zur Mittags¬ 
stunde und schlug breite Gassen in die Verteidigungszone. Am 12 Ahr ging 
die russische Infanterie ohne Besinnen, ohne Schwanken auf der ganzen 
Linie zum Angriff vor. Überall tauchte sie sturrnbereit aus Wäldern und 
Mulden und lief in dichten Wellen an. 
Die 4. Armee erlag dem Ansturm schon am ersten Tag, die 7. Armee 
begann am zweiten Tag auseinanderzubrechen, die Südarmee hielt in der 
geschlagenen Bresche stand und warf den eindringenden Feind am 9. Juni 
aus ihren Gräben. 
Die Doppelschlacht bei Luzk und Okna vom 31. Mai bis 
5. Juni 1916 
Bei Olyka rächte der Russe den Tag von Gorlice. Die Beschießung 
hatte die Kaolinerde Wolhyniens zu grauen Wolken aufgerührt. Turm- 
hoch stand die Staubwand über den österreichischen Gräben, als Kaledin 
zum Sturm ansetzte. Wohl schlug dem Angreifer Gewehrfeuer entgegen, 
aber die Artillerie des Verteidigers stand gelähmt. Sie fand den Weg nicht 
durch die Dunstschicht, die sich unter dem Aufschlag des russischen Sperrfeuers 
kilometerweit ins Linterland gefressen und die Batterien geblendet hatte. 
Die 2. Division und die 70. Lonveddivision glaubten den Feind geschlagen, 
als seine ersten Wellen vor den Gräben zusammenbrachen. Da sahen sie sich 
plötzlich von neuenMassen überlaufen, und ehe sie sich fassen konnten, war's 
geschehen. Lier und da hielten einzelne Gruppen, von braven Anterführern 
aufgerüttelt, verzweifelt stand, aber durch klaffende Lücken drang der Russe, 
von seinen Offizieren angefeuert, mit Bajonett und Landgranate in die 
zweite Linie und sprengte die Verteidiger auseinander. Die Führung verlor
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.