Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Kämpfe um die afrikanischen Kolonien 661 
amerikanischen, französischen und japanischen Geschwadern in den Frrty of 
Förth und neigten die Flagge. Der Kern der Flotte wurde nach der Über¬ 
gabe nach Scapa Flow übergeführt und unter Bewachung gestellt, um unter 
die Alliierten verteilt zu werden. Als die Zeit rückte und die Friedenskonferenz 
die Verhandlungen verschleppte, ermannten sich die deutschen Besatzungen 
unter dem Befehl des Admirals v. Reutter zu einer Tat, die die Demüti¬ 
gung, der sie vor dem Firth of Forth ausgesetzt worden waren, von ihnen 
nahm. Sie versenkten am 21. Juni 1919 angesichts der britischen Wacht- 
fchiffe die entwaffneten Geschwader. Das deutsche Volk büßte die Tat mit 
der Auferlegung neuer Lasten, aber der deutschen Marine war die Ehre 
wiedergegeben. 
Mit der deutschen Kriegsflotte verschwand die einzige Flotte, die im 
Bunde mit einer anderen festländischen Seemacht dem britischen Jnselreiche 
die Verfügung über die Meere hätte streitig machen können. Fortan herrschte 
England unangefochten über die Wogen, und es bedurfte keiner Ablehnung 
des Wilsonschen Grundsatzes von der Freiheit der Meere mehr, um diese 
Tatsache sicherzustellen. Die Auslieferung der deutschen Handelsflotte erhöhte 
diese Seeherrschaft Albivns zur Welthandelsherrschaft des britischen Impe¬ 
riums. Da auch die deutschen Kolonien zum größten Teil in englischen Besitz 
übergingen und Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika dem englischen 
Weltfiaatsystem eingefügt wurden, sah sich England im Jahre 1919 am Ziele 
seiner Wünsche, obwohl es im Kriege weder die deutsche Flotte besiegt hatte, 
noch der Kolonien mü Waffengewalt völlig Meister geworden war. 
Die Kämpfe um die afrikanischen Kolonien 
Bevor wir von den kriegerischen Vorgängen Abschied nehmen, die am 
11. November 1918 in der Rückzugsschlacht des deutschen Westheeres ihren 
letzten bestimmenden Ausdruck fanden, sei noch der Kämpfe gedacht, die auf 
afrikanischem Boden geführt wurden. Fällt doch von ihnen, so weitab vom 
Entscheidungsfeld sie auch geliefert wurden, noch ergänzendes Licht auf die 
strategische Natur und die politischen Zusammenhänge des gewaltigsten 
Krieges. Wie wenig Deutschland darauf vorbereitet war, in Aftika zu 
kämpfen, wie wenig es im besonderen an einen Krieg mit England gedacht 
hatte, geht aus dem Mangel an Rüstungen in feinen afrikanischen Kolonien 
deutlich hervor. Südwefiafrika, Kamerun, Togo und Ostafrika lagen den 
Angriffen seiner Feinde offen. England, Frankreich und Portugal scheuten 
sich nicht, alte Übereinkünfte zu brechen und den Krieg auf den schwarzen 
Erdteil zu übertragen, um dort einen ausgesprochenen Eroberungskrieg zu 
führen. Die deutschen Streitkräfte Südwestafrikas und Kameruns erlagen 
nach kurzem ehrenvollem Kampfe den konzentrischen Angriffen englffcher.
	        
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