Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Die Feldzüge im Westen und im Orient 
das die Armeen Steuben und Nerezoff umfaßte, unterstand dem Ober¬ 
befehl des Generals v.Scholtz, die gesamte Leeresleitung lag in den Länden 
des Generals Jekoff. Als der Feind zum Angriff antrat, weilte Jekoff in 
einer Wiener Klinik. An seiner Stelle waltete General Todoroff, aber 
Todoroffs Einfluß war geringer als der Lukoffs, der den ganzen linken Flügel 
befehligte und mit den ententophilen Kreisen in Sofia Beziehungen unter¬ 
hielt, die seine Labung im Felde bestimmten. 
Als Franchet d'Esperey zum Angriff schritt, war er seiner Überlegenheit 
sicher. Die Orientarmee hatte seit der Eroberung Monastirs und seit den» 
Aufrücken des griechischen Leeres und der Ausgestaltung Griechenlands zur 
Etappe festen Boden unter den Füßen und zählte 29 Divisionen. Der fran¬ 
zösische General befehligte über 6 serbische, 10 griechische, 1 italienische, 4 
englische und 8 französische Divisionen, und war trotz der Gefährdung seiner- 
rückwärtigen Verbindungen durch die I7-Boote mit Rüstzeug wohl versehen. 
Als der Augenblick zum Losschlagen gekommen war, unternahm Fran¬ 
chet d'Esperey Täuschungsmanöver, die die Bulgaren veranlaßten, Ver¬ 
stärkungen ins Cerna- und ins Wardartal zu entsenden, um die über Prilep 
nach Veles und über Gjevgjeli nach Negotin und Strumitza führenden 
Straßen zu decken. Anmittelbar darauf rief Franchet d'Esperey Serben und 
Franzosen im Moglenaabschnitt zum Angriff auf den Gebirgsabschnitt von 
Staravina, wo bulgarischer Landsturm zwischen der Cernaschleife und der 
Belasicaquelle in den Gräben lag. Nach heftiger Beschießung brachen die 
Angreifer unter dem Geleite von Schlachtfliegern gegen die Lohen von 
Betrenik, Kravitza, Dobropolje und Sokol vor, stürmten die von erschütter¬ 
tem Feind geräumten Linien und warfen die aufgelöst weichenden Bulgaren 
ins Becken von Staravina hinab. Die bulgarische Front brach auf den ersten 
Schlag in einer Breite von 11 Kilometern und einer Tiefe von 7 Kilometern 
auseinander. Einzelne Bataillone schlugen sich mit verbissener Wut, andere 
warfen die Waffen weg und liefen der Leimat zu. Am 17. September stand 
der Angreifer in einer Bresche von 35 Kilometern Breite 15 Kilometer 
tief im Gefüge der bulgarischen Front. Der Zentrumstoß bedrohte an der 
Cerna aufwärts und an der Belasica abwärts Negotin und spaltete das 
bulgarische Leer am dritten Tag in zwei Kampfgruppen, die voneinander 
abgewendet gegen Nordwesten und Nordosten auszuweichen begannen. Die 
Schlachtordnung zerfiel. General v.Scholtz sah die Führung seinen Länden 
entgleften, und Steuben erkannte bald, daß der Bulgare nicht mehr kämpfen 
wollte. Wo noch standhafte Divisionen fochten, setzte der Gegner überlegene 
Kräfte an und erdrückte die Verteidiger. Deutsche Kompagnien und deutsche 
Batterien kämpften, bis der Feind tief in ihrem Rücken stand und schlugen 
sich dann gegen Negotin und Prilep durch. 
Als die Alliierten das Cernatal aussprengten, brach auch der Wider¬ 
stand der Armee Nerezoff zusammen, die am 18. September von Engländern
	        
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