Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Der Abersall an der Römerstraße 
die Panzerwagen auf ihn herein. Die Kettenbänder der Tankgeschwader 
zerfetzten die Drahthindernisse, und ihre Geschütztürme schoben ssch feuernd 
über die Grabenränder. Ganze Geschwader brachen durch die deutschen 
Linien und griffen sofort die Artilleriestellungen an. Engländer, Australier 
und Kanadier rannten hinter ihnen drein und überfluteten die ausgebrochenen 
Stellungen. An den Afern der Somme, wo die deutsche Artillerie beim 
ersten Kanonenschlag auf gut Glück in den Nebel gefeuert hatte, wies der 
Verteidiger den Angriff ab, an der Römerstraße, wo die Tanks sich Rad 
an Rad als ungeheure Walze über das Blachfeld vorbewegt hatten, wurde 
der Verteidiger überrannt, zermalmt, zersprengt. Mit wilden Schlachtrufen 
stürmten die Kanadier mitten unter den stampfenden, feuernden Tanks Gräben, 
Dorfruinen und Batterien. Scharen tiefstreichender Flieger griffen die auf¬ 
gescheuchten deutschenReserven auf demMarsch mit Bomben undMaschinen¬ 
gewehren an. Vergebens schossen deutsche Fernbatterien und Tankabwehr- 
geschütze aufs Geratewohl in den Nebelqualm. 
An der Römerstraße drang der Tankangriff so tief ins Gefüge der 
Abwehr, daß die Tankbataillone rechts schwenken und das Korps Kühne 
nach Süden aufrollen konnten. Diese Lücke ließ sich nicht mehr schließen. 
Rawlinson stieß zu beiden Seiten des alten römischen Straßenzuges nicht 
weniger als 18 Kilometer durch und raffte Gefangene, Gerät und ganze 
Lager weg. Debeney, der eine Stunde nach den Engländern angriff, ge¬ 
wann östlich des Lucebaches 8 bis 10 Kilometer Raum. 
Als die Deutschen sich von der furchtbaren Überraschung erholten, stand 
der Feind schon mit allen Waffen tief im Gefüge ihrer Front. Der Durch¬ 
bruch war geglückt, Verwirrung gestiftet, Ansicherheit gesät, die Befehls¬ 
gebung abgerissen und der Verteidiger so geschwächt, daß die Bande der 
Ordnung sich zu lösen begannen. Der Massenangriff der Tanks hatte sich 
als unwiderstehlich erwiesen, nachdem es dem Angreifer geglückt war, das 
deutsche Sperrfeuer auszuschalten und die Artillerie mit der neuen vervoll¬ 
kommneten Waffe im ersten Anlauf zu überrennen. Die weite, von wogenden 
Getreidefeldern bedeckte Ebene, die nur durch wenige Wasserrinnen und lichte 
Wäldchen unterbrochen wurde, bot sich der Tankwaffe als ideales Angriffs¬ 
gelände an. Wohl wurden die Sturmwagen zu Dutzenden abgeschossen, 
aber der Eindruck der in Massen anrückenden, durch Flaggensignale geleiteten, 
gewandt manöverierenden Angetüme auf die allein fechtende deutsche In¬ 
fanterie war so groß, das Gefühl der Wehrlosigkeit trotz des opfermutigen 
Eingreifens der Feldartillerie so stark, daß mancher müde, abgehetzte Mann 
die Waffe sinken ließ und dem Schicksal den Weg freigab. Divisionsstäbe 
wurden von den Tankgeschwadern in ihren Quartieren überrascht, Kolonnen 
im Anmarsch zersprengt, auffahrende Artillerie zum Ausweichen gezwungen, 
ehe sie zum Feuern kam. Zum erstenmal gelangte englische Kavallerie zum 
Einbauen. Sie ritt auf der Römerstraße bis Fouquaincourt und wurde
	        
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