Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die strategische Sonnenwende 
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schon die Donner neuer gewaltiger Durchbruchsschlachten. Der Russe griff 
in Galizien an, Engländer und Franzosen schritten an der Somme zum 
Sturm. Deutsche und Österreicher sahen sich das Gesetz des Landelns 
entrissen und von einem Tag auf den anderen in die Abwehr gedrängt. 
Die strategische Sonnenwende kündigte sich an. 
Wohl hatten die Briten am 29. April in Kut-el-Amara vor der 6. türki- 
schen Armee die Waffen gestreckt, aber das englische Unterhaus nahm am 
3. Mai das Gesetz über die allgemeine Dienstpflicht an. Wohl hatte am 
3l.Mai die deutsche Flotte in einer großen Begegnungsschlacht vor dem 
Skaggerrak den britischen Geschwadern schwerere Verluste beigebracht als 
sie selbst erlitt, aber die Blockade Mitteleuropas blieb ungebrochen. Wohl 
war Conrad bei Asiago und Asiero tief in Cadornas linke Flanke gelangt, 
aber der Angriff, den Brussilow am 4. Juni mit vier Armeen zwischen 
Stochod und Pruth ausführte, durchbrach schon am ersten Tage die Front 
der k. und k. 4. Armee und drohte die ganze Ostfront bis zum Karpathen¬ 
wall einzureihen. Wohl war in der Schlacht bei Verdun die ganze franzö¬ 
sische Armee zum Bluten gebracht worden, aber als am I.Juli Engländer 
und Franzosen an der Somme in einer Breite von 40 Kilometern zum 
Angriff schritten, zeigte sich, daß sie stärkere lebendige und materielle Kräfte 
ins Feld führen konnten, als der vor Verdun gebundene und von Österreich 
um Lilfe angegangene Deutsche. Die strategische „Abkürzung", durch die 
Falkenhayn und Conrad v. Lötzendorf, jeder für sich, den Krieg zu ent¬ 
scheiden gehofft hatten, war der Kriegführung der Mittelmächte verhängnis¬ 
voll geworden. Sie waren getrennt marschiert, hatten getrennt geschlagen 
und darüber die Landlungsfreiheit verloren. Der Gegner griff an.
	        
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