Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die zweite Schlacht an der Marne 
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Feuerwalze rollte vor den Stürmern her und warf sich auf Sillöry, Prunay, 
Prosnes, St. Lilaire, Souain und Massiges. Da schlug den Angreifern 
aus der zweiten Zone, die sich an der Römerstraße entlang zog, plötzlich 
verheerendes Maschinengewehrfeuer entgegen. Auch im eroberten Zwischen¬ 
gelände wurde es lebendig. Maskierte Betonklöhe warfen die Vermum¬ 
mung ab und spien Tod und Verderben in die vorüberhastenden Bataillone. 
Die von Artillerie entblößte, im Vorrücken durcheinandergekommene Zn- 
fanterie des Angreifers sah sich unversehrten Kräften gegenüber und wurde 
plötzlich von überwältigenden Geschützmassen beschossen. Gourauds un¬ 
berührte Artillerie stand in der Tiefe des Angriffsraumes aufmarschiert. 
Die deutschen Sturmwogen sanken vom Feuer gemäht, vorprallende Be¬ 
gleitbatterien wurden zerschlagen, an Riemen mitgeschleifte Minenwerfer 
vernichtet und die gegen Tahure vorgehenden Tanks zusammengeschossen. 
Gardeinfanterie, Gardekavallerie zu Fuß, das I. bayerische Korps, Linien- 
und Reservedivisionen opferten sich im Kampf um Gourauds Lauptlinie, 
ohne über die Römerstraße hinauszugelangen, an der wie an einem magischen 
Strich alle Angriffe abprallten. Als es Abend wurde, sahen sich die 
Deutschen im Besitz der Löhen von Moronvillers, die der Feind plangemäß 
freigegeben hatte, und waren bei Prunay am rechten Flügel, bei St. Lila irr 
im Zentrum und bei Massiges am linken Flügel unter großen Opfern in 
Gourauds zweite Linie eingebrochen, hatten aber keines ihrer Tagesziele 
erreicht. Die Linie Verzy—Mourmelon-le-Grand—Suippes—Dommartin, 
die die Wege nach Epernay und CHLlons beherrschte, lag noch 7 Kilometer 
hinter Gourauds Front. Gouraud war nur 2 bis 5 Kilometer gewichen 
und kämpfte jetzt in seiner Lauptwiderstandslinie. Die Armeen Mudra 
und Einem waren in eine Falle getreten. Der Versuch, Reims von Oster» 
zu umfassen, auf ChLlons und Epernay durchzubrechen und den zwischen 
Chäteau-Thierry und Chambrecy mit der Front nach Südosten und Osten 
angreifenden Korps Böhns bei Epernay die Land zu reicher», war im ersten 
Anlauf gescheitert und endete als Fesselungsangriff auf den alten Kampf¬ 
stätten der Champagne. Das weitgesteckte Ziel CHLlons schied schon am 
ersten Abend aus der Angriffssphäre. Gourauds eiserner Vorhang entzog 
der deutschen Leeresleitung all die schönen Prospekte, die sich ihr im strat¬ 
egischen Fernblick gezeigt hatten. Castelnau stand fest, weder St. Mene- 
hould noch Var-le-Duc, weder Verdun noch die Verbindungslinien, die 
von der Ostfront ins Narne- und Seinebecken liefen, rückten in den Bereich 
der Schlacht. Der Verteidiger war jeder Sorge um eine strategische Durch¬ 
brechung seiner Front enthoben. Die Durchbruchsschlacht mündete am ersten 
Tage in eine Schlacht um den Frontblock Reims. 
Während Mudras und Einems Angriff sich an der Römerstraße fest¬ 
lief, rang Böhn an der Marne und an den Wesihängen des Reimser Berg¬ 
waldes um die Zugänge der Linie Reims—Epernay.
	        
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