Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht an der Piave 
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Zur gleichen Stunde schritt auch Boroevics linker Flügel zum An¬ 
griff. Wurms Divisionen setzten im feindlichen Feuer nördlich und südlich 
der Eisenbahnlinie Oderzo—Treviso und zu beiden Seiten der Eisenbahn¬ 
linie Portogruaro—Mesire in Kähnen und Pontons über den Unterlauf 
der Piave, stürmten die Dämme und eroberten Candelu, Fagare, San 
Andrea, Zenson, Fossalta und Passarella. Die 3. italienische Armee gab 
die Flußufer preis, wich aber nur wenige Kilometer westwärts und sah sich 
bald von Diaz unterstützt. Boroevic versuchte vergebens, die weitgesteckten 
Angriffsziele zu erreichen. Wurms XVI. und IV. Korps, die spornstreichs 
auf Treviso durchbrechen sollten, wurden in stehenden Kampf verwickelt 
und blieben blutend liegen. Am Tage darauf mündete der Angriff auf der 
ganzen Linie in stehende Schlacht. 
Als Diaz erkannte, daß der Vorstoß Scheuchenstuels nur mit schwachen 
Kräften geführt worden war und Conrad mit leeren Länden dastand, ent¬ 
blößte er die Nordflanke und eilte den Verteidigern Montebellunas zu Lilfe. 
Goiginger focht auf dem Montello mit verbissener Wut, um den Feind über 
die Bahnlinie Quero—Montebelluna zu werfen und die Gratlinie 369 zu. 
erstreiten. Trotz wilder Sturzregen und steigenden Wasserstandes setzten 
Verstärkungen über die Torrenten der Piave, aber der Tapfere besaß zu 
wenig Artillerie und noch weniger Munition und schlug sich vergeblich um 
den Abstieg in die Ebene. Doch hielt er sich den Gegner vom Leibe und stand 
auf dem Montello wie ein Fels in der Brandung. Auch Wurm sah sich am 
16. Juni angegriffen und konnte nur noch am Südflügel Raum gewinnen. 
Lier gipfelte die Schlacht am 17. Juni in wilden Kämpfen um die Linie 
Fossalta—Capo Sile. Wurm stürmte den Lagunenbrückenkopf Capo Eile 
und suchte Aostas rechten Flügel zu umfassen, lief sich jedoch am Fossalta- 
kanal fest. Anterdessen geriet sein rechter Flügel bei Candelu in große Not. 
Er wurde von zwei Seiten angegriffen und unter schweren Verlusten gegen 
den Fluß zurückgedrängt. Auch ein Versuch, von der Seeseite in die Schlacht 
einzugreifen, mißlang. Das österreichische Geschwader wurde schon auf dem 
Anmarsch von italienischen Zerstörern überfallen, verlor in der Nacht auf 
den 15. Juni ein Linienschiff und zog sich unverrichteter Dinge gegen Pola 
zurück. Die Offensive zerrann, ehe sie recht begonnen. 
Zm österreichischen Hauptquartier gab man das Unternehmen als 
Durchbruchsschlacht am zweiten Tag verloren, suchte aber den Montello 
und die Brückenköpfe am Llnterlauf der Piave zu behaupten. Boroevic 
befahl Wurm am 19. Juni, an den Lagunen noch einmal anzugreifen, und 
wandte alles auf, die auf dem rechten Ctromufer kämpfenden Divisionen 
mit Mundvorrat und Munition zu versorgen. Da erhoben sich die Flu߬ 
götter, die den Österreichern in diesem Kriege niemals hold gewesen waren 
und sie am San, an der Save, an der Kolumbara und am Zsonzo schwer ge¬ 
schädigt hatten, in voller Empörung gegen den Angreifer. Die Regengüsse,
	        
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