Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

574 Die Feldzüge im Westen und im Orient 
standen in der gefährdeten Flanke auf der Lochfläche von Asiago und am 
Westufer der Vrenta aufmarschiert. 
Die Italiener sahen dem Angriff nicht ohne Beklemmung entgegen, 
waren aber entschlossen, sich gut zu schlagen. Sie wußten, daß sie den An¬ 
griff abschlagen oder einen haltlosen Rückzug hinter die Etsch antreten mußten. 
Auch sie schöpften aus der Verteidigung vaterländischen Bodens und der 
in Aussicht gestellten amerikanischen Lilfe Mut und Kraft. 
In der ersten Frühe des 15. Juni erhob die österreichische Artillerie ihre 
Stimme und spannte den Feuerbogen von Asiago bis zum Unterlauf der 
Piave. Der Morgen kämpfte noch mit der Nacht. Tiefstreichendes 
Gewölk, das die Gipfel der venetischen Alpen umhüllte und Regen kün¬ 
dete, erschwerte den Kanonieren Kaiser Karls das Zielen. Der Artillerie¬ 
schlacht leuchtete kein guter Stern. Die Bereitstellung der Munition ließ 
zu wünschen, und die Gasgranaten waren schlecht gefüllt. Das Feuer blieb 
nicht unerwidert. Bald wurde aus dem Vernichtungsschießen ein Artillerie¬ 
duell, aus dem der Angreifer schwer geschädigt hervorging. Dessenungeachtet 
schritt die österreichisch-ungarische Infanterie nach dreistündigem Feuer- 
kampf auf einer Front von mehr als 100 Kilometern willig zum Sturm. 
Scheuchenstuel drang auf der Loch fläche der Sieben Gemeinden nach 
hartem Kampf in die Stellungen der Verbündeten ein, wurde aber sofort 
von den bereitgestellten Schlachtreserven der Alliierten angefallen, auf der 
Stelle festgehalten und in der Nacht zum Rückzug auf seine Ausgangs¬ 
stellung genötigt. Nur am Monte di Val Bella und am Col del Nosso, 
zwischen dem Sizemol und der Frenzelasch lucht, behauptete er teuer er¬ 
kauften Gewinn. Auch im Gipfelgewirr des Monte Grappa verflochten 
sich Angriffe und Gegenangriffe zu blutigem Ringen. Die Österreicher ge¬ 
wannen am Col dell' Orso Raum, konnten aber den Feind nicht werfen. So 
endete der von Norden nach Süden gerichtete Stoß, der auf beiden Afern 
der Vrenta auf Vassano zielte und nach Conrads Vorschlag von 27 Divi¬ 
sionen hätte getragen werden sollen, als Nebenangriff 13 schwer blutender 
Divisionen ergebnislos auf dem italienischen Vergglacis. 
Erzherzog Josef war glücklicher. Er hatte sich zum Angriff gedrängt 
und den Generalstab bewogen, auch an der Gelenkstelle der Italiener, zwischen 
Quero und Nervesa, anzugreifen, statt den Montello auszusparen, lief 
nun mit 4 Divisionen erster Linie Sturm und knüpfte einen Anfangserfolg 
an seine Fahnen. General Goiginger überschritt mit deutsch-österreichischen 
und ungarischen Regimentern die feuergepeitschte Piave, erklomm die 
Montellofeste und schlug den überraschten Feind aus den Gräben. Am 
Abend stand der Angreifer auf der Löhe 279 vor dem letzten Löhengrat. 
Aus dem Stand gehobene italienische Brigaden flohen gen Montebelluna. 
Da führte Diaz Reserven vor und behauptete in verzweifeltem Kampf die 
Löhe 369 und die Verbindungswege Montebellunas.
	        
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