Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die allgemeine Lage im Frühling 1918 
Das militärische Stärkeverhältnis 
englisch-franz ösisch e Leeresleitung hatte angesichts des Amschwunges 
-V/ der strategischen Lage alle Angriffsabsichten begraben. 
Drei Jahre waren verflossen, seit der große Angriffsfeldzug derDeutschen 
vor Paris angehalten worden war und Moltke die Schlacht an der Marne 
abgebrochen hatte, um sich aus heikler strategischer Lage zu befreien und den 
Rückzug über die Aisne anzutreten. Damals dachte man in beiden Lagern 
nicht daran, daß der Bewegungsfeldzug sich im „Wettlauf nach dem Meere" 
erschöpfen werde. Als aus gegenseitigen Amfassungsversuchen jene Kordon¬ 
stellung entstanden war, die von der Mündung der Bser bis zu den Quellen 
der III reichte, rafften die Feldherren auf beiden Seiten noch einnlal alle 
Kräfte zusammen, den Krieg vor der Erstarrung zu bewahren und die Ent¬ 
scheidung im Felde herbeizuführen. Falkenhayns Versuch gipfelte in den 
Durchbruchsschlachten bei Vpern, Ioffres Anternehmen führte im Dezember 
des Jahres 1914 zu dem allgemeinen Anlauf der Franzosen und der britischen 
Divisionen von der Lys bis zur Maas. Beides mißlang. Dann fiel das 
deutsche Westheer — abgesehen von dem blutigen Angriff auf Verdun — 
in entsagungsvolle Abwehr, die England und Frankreich trotz überlegener 
Stteitmassen und Angriffsmittel nicht zu brechen vermochten. Aber diese 
Abwehr verzehrte größere Kräfte als die glänzenden Bewegungsfeldzüge 
des Ostens und ließ dem Feinde Zeit, sich die Industrie und die Menschen¬ 
quellen ganzer Weltteile dienstbar zu machen. 
Als die Westmächte im Äerbst des Jahres 1916 zur Einsicht kamen, 
daß 3 840 000 Franzosen, Engländer, Kanadier, Südafrikaner, Australier, 
Inder, Senegalesen, Sudanneger, Madagassen und Anamiten nicht genügten, 
2 260 000 Deutsche aus dem Felde zu schlagen und darob zu verzagen be¬ 
gannen, eröffneten sich ihnen plötzlich neue Ausblicke. Deutschland, das 
stärker gelitten hatte, als die Gegner ahnten, griff zur letzten Waffe, ent¬ 
fesselte den I7-Bootkrieg und rief dadurch die Vereinigten Staaten auf den 
Plan. Amerika versprach der Entente, binnen 18 Monaten 2 Millionen 
Streiter zu stellen. Deutschland konnte diesem Zuwachs an frischen, vom 
Kriege völlig unberührten Kräften auf der Gegenseite keine anderen Kämpfer 
gegenüberstellen, als die alten Westarmeen und die im Osten freiwerdenden 
Stteiter. Da man sich aber gedrungen fühlte, im Osten exzentrische politisch«
	        
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