Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Wilsons 14 Punkte 
Waffen zu entsagen. Österreich-Angarn nahm den Deutschen die Führung 
der Friedensverhandlungen mit den Rumänen aus der Land, indem es dem 
rumänischen König ohne Vorwissen Deutschlands die Erhaltung der Dynastie 
zusicherte. Rumänien verlor die Dobrudscha und die Löhen der Trans- 
sylvanischen Alpen und wurde gezwungen, 8 Divisionen seiner Armee auf¬ 
zulösen, erhielt aber die Anwartschaft auf Beßarabien. Der Vorfriede wurde 
am 6. März zu Bustea abgeschlossen, der Frieden am 7. Mai 1918 zu Bu¬ 
karest unterschrieben, der Rumäne wich aber der Ratifikation aus, bis das 
Rad sich drehte. Kam es auch nach dem Abschluß des Vorfriedens in der 
Moldau nicht mehr zu Kämpfen, so blieben doch vier deutsche und zwei öster¬ 
reichische Divisionen unter dem Befehle Mackensens in der Walachei gefesselt, 
um die Rumänen im Zaume zu halten und die Donauschiffahrt und die öl- 
und Getreidezufuhren sicherzustellen. Auch dieser Frieden war mit dem 
Schwert geschrieben worden, aber er trat an Bedeutung hinter dem Friedens¬ 
schluß von Brest-Litowsk, dessen Werdegang von der ganzen Welt mit leiden¬ 
schaftlicher Teilnahme verfolgt worden war, weit zurück. Da die Mittel¬ 
mächte sich nicht damit begnügt hatten, unter der Ägide ihrer Armeen einen 
Waffenstillstand abzuschließen, nachdem der Versuch, alle kriegführenden 
Parteien nach Brest-Litowsk zu laden, gescheitert war, sondern ihren ganzen 
diplomatischen Apparat aufgeboten hatten, um in aller Form Rechtens 
einen Frieden zu schließen, der ihnen nicht nur vom Finnischen Meerbusen 
bis zum Asowschen Meer Gewalt gab, sondern diese militärische Besetzung 
auch mit politischen Folgerungen versah und Protektionsstaaten schuf, be¬ 
mächtigte sich die Entente dieses willkommenen Instrumentes, um ihre Völker 
zur Durchkämpfung des Krieges anzutreiben und Deutschland der „Erobe¬ 
rungsgier und mittelalterlicher Anschauungen" zu zeihen. 
Wilsons 14 Punkte 
Die deutsche Staatskunst hatte sich in Brest-Litowsk eine Blöße ge¬ 
geben. Kein Geringerer als Woodrow Wilson, der sich zum Vorkämpfer 
neuer völkerrechtlicher Ideale aufgeworfen hatte, benutzte die Gelegenheit, 
an Brest-Litvwst nicht nur Kritik zu üben, sondern auch positiven Vorteil 
daraus zu ziehen und allgemeine Richtlinien eines Weltfriedens aufzu¬ 
stellen, die hinfort die geistige Atmosphäre des Weltkrieges beherrschten. 
Der Präsident der Vereinigten Staaten gab seine Thesen in einer 
Botschaft bekannt, die am 9. Januar 1918 im Parlament zu Washington 
verlesen wurde und unmittelbar an die Brest-Litowsker Verhandlungen 
anknüpfte. Wilson wünschte, die Bolschewisten zu schonen, um Rußlands 
im Kampfe nicht entraten zu müssen und behauptete daher, die Vertreter- 
Rußlands seien in Brest aufrichtig, guten Willens, guten Glaubens und
	        
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