Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Gefahren des Bolschewismus 
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statt ein. Er setzte Marinetruppen an den Strand und hielt die Stadt unter 
der Mündung seiner Kanonen, bis die Besatzung niedergekämpft war. Nach 
kurzem schwerem Straßenkampf streckten die Garden Trotzkis die Waffen 
und gaben den Weg nach Tammerfors, in den Rücken der zwischen Tammer- 
fors und Lathi bei Tavastehus stehenden russischen Hauptmacht ftei. Nun 
traten Deutsche und Finnen den konzentrischen Vormarsch auf Tavastehus 
an. Die Finnen rückten unter der Führung ihres Generals Mannerheim 
von Tammerfors südostwärts vor, die Masse der Division v. d. Goltz ging 
von Äelsingfors nördlich über Ruhimäki vor, und Brandenstein marschierte 
von Lowisa in nordwestlicher Richtung auf Lathi. Die rote Armee wehrte 
sich in wilden, erbarmungslos geführten Kämpfen gegen die Amfassung, 
vermochte aber trotz ihrer zahlenmäßigen Stärke den Ring nicht zu durch¬ 
brechen und gab sich in den letzten Tagen des April bei Lathi gefangen. 
Darauf rückte v. d. Goltz gen Wiborg, in das finnische Freischaren schon 
von Norden eingedrungen waren, und pflanzte in der Nordwestflanke Peters¬ 
burgs das deutsche Banner auf. 
Da die Engländer inzwischen Truppen an der Murmanküste gelandet 
hatten, um die riesigen Stapel zu sichern, die dort von ihnen angelegt worden 
waren, und einen Druck auf das bolschewistische Petersburg ausüben zu 
können, wirkte die Besetzung Finnlands durch die Deutschen hemmend auf 
dieses englische Manöver. Die Bedrohung Petersburgs durch die Briten 
war indes nicht von Belang, denn England erblickte in den Bolschewisten 
nicht Bundesgenossen, sondern Gegner, und ein englischer Vorstoß auf Peters¬ 
burg hatte ebensowenig Aussicht auf Erfolg, wie die Versuche Alexejews, 
in Südostrußland eine Armee gegen die kommunistische Regierung aufzu¬ 
bieten, und wie die Offensiven, die von japanischen und tschecho-flowakischen 
Streitkrästen im Aufträge der Westmächte gegen Moskau vorbereitet 
wurden. 
Die Gefahren des Bolschewismus 
Das Chaos, das aus dem Zerfall des Zarenreiches hervorgegangen 
war, spottete jeder raschen Neuordnung und verschlang alle Kräfte, die von 
außen auf die brodelnde Masse zu wirken suchten. Das kommunistische Prinzip, 
das den hungernden Arbeitern und den besitzlosen Bauern des zerrütteten 
Riesenreiches und dem Proletariat der ganzen Welt die Gewalt zuerkannte, 
in der Einsetzung von Arbeiter- und Soldatenräten mit übergeordneter 
Befehlsgewalt das Äeil erblickte und von seinen Anhängern mit Feuer und 
Schwett verbreitet wurde, entband stärkere Kräfte und entfachte größere 
Hoffnungen als alle von fremden Waffen unterstützten Restaurationsversuche 
zu wecken vermochten. Lenin und Trotzki waren im Besitze Petersburgs 
und Moskaus und der Zentralgewalt. Rußland war zwar kleiner geworden, 
Gtegemanns Geschichte des Krieges IV 33
	        
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