Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

510 Der Kampf um den Frieden im Osten und Wilsons 14 Punkte 
Da ließen sich die Diplomaten verleiten, einem Militär das Wort zu 
geben, um die Russen zum Nachgeben zu zwingen. Generalmajor Loff¬ 
mann, der Stabschef des Ostens, ergriff das Wort und wies die Wortführer 
Rußlands darauf hin, daß sie nicht als Sieger zu Besiegten sprächen und 
daß die Rollen nicht vertauscht werden dürften. Er sprach bestimmt, aber 
gemessen, um Deutschlands Schwertarbeit zu retten, Trotzki aber freute sich 
des militärischen Eingriffs, den er alsbald propagandistisch verwettete, um 
Deutschland vor aller Welt der Vergewaltigung des russischen Volkes zu 
zeihen. Die Legende bemächtigte sich des Zwischenfalls und trug ihn zum 
Schaden Deutschlands durch die Welt, machte aus Loffmanns undiplo¬ 
matischen Ausführungen eine Säbelrede und fügte einen Faustschlag 
auf den Verhandlungstisch hinzu, um sinnfällig zu wirken. Paris, London 
und Washington fingen den Ball, den Trotzki in die Weite schleuderte, und 
verdammten Deutschlands Gewaltpolitik und deren „militaristischen Ver¬ 
treter" in den Pfuhl der Lölle. Die Verhandlungen gerieten völlig ins Stocken. 
Da entschlossen sich die Mittelmächte, die Akraine anzuerkennen und mit 
ihr einen Sonderfrieden zu vereinbaren. Sie hofften, dadurch die Wirrnis 
zu lösen und Getreidezusuhr aus der ukrainischen Kornkammer zu erhalten. 
Der Vettrag zwischen den Mittelmächten und der ukrainischen Volksrepublik 
wurde am 9. Februar abgeschlossen. Trotzki erhob sofott Einspruch, er- 
klätte, daß dieser Vettrag keine Geltung habe, und brach die Verhandlungen 
ab, indem er die Anterzeichnung eines Friedensvertrages ablehnte und von 
sich aus die Beendigung des Kriegszustandes und die Aufhebung der Kriegs¬ 
bereitschaft des russischen Leeres verkündete. 
Ludendorff erblickte hierin eine Kündigung des Waffenstillstandes und 
gewann den Reichskanzler Grafen Lettling für diese Auffassung. Die deutsche 
Leeresleitung zog die Folgerungen und erteilte dem Prinzen Leopold den 
Befehl, nach sieben Tagen den Vormarsch anzutreten, Livland, Estland und 
die Akraine zu besetzen und den Frieden durch Gewalt zu sicherm 
Der Vormarsch der Deutschen 
Die Deutschen schritten zur Exekution. Sie verzichteten dabei auf öster¬ 
reichische Waffenhilfe und marschietten in breiter Front in Großrußland 
und in der Akraine ein. Es galt, Livland und Estland vom roten Schrecken 
zu befreien, die Land auf die Verbindungslinien Petersburgs zu legen, 
die ukrainische Republik im Kampf mit dem Rußland Lenins zu unter¬ 
stützen und die den Mittelmächten im Friedensvettrag zugesprochenen 
Getreideschätze der Akraine in Sicherheit zu bringen. 
Leopold setzte die 8. Armee, die Armeeabteilung E>, die 10. Armee und 
die Leeresgruppe Linsingen, im ganzen 40 Infanterie- und 4 Kavallerie-
	        
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