Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

502 Der Feldzug im Westen vom 27.Mai bis Z.Dez. 1917 
behauptete sich in Flesquieres und Ribecourt, gab dagegen die Schelde- 
höhen, Villers-Guislain und Gonnelieu verloren und sah sich an der National¬ 
straße Eambrai—Bapaume 3 Kilometer zurückgestoßen. Die Deutschen 
standen am 4. Dezember wieder 8—12 Kilometer westlich vonCambrai und 
sestigten die zurückeroberte Front. Sie erblickten in dem Gegenschlag von 
Cambrai, der ersten Schlacht, die sie aus gefährlichster Verstrickung zum 
klassischen Gegenangriff schreiten und die Erinnerung an die Schlacht bei 
Soissons erneuern sah, ein Pfand künftiger Siege. Die Glocken Londons 
verstummten. 
„Jusq’au bout!“ 
Als die Schlacht bei Cambrai in Stellungskämpfen untertauchte, drang 
aus dem fernen Osten die Kunde v om Abschluß des Waffenstillstandes Deutsch¬ 
lands und Österreichs mit der kommunistischen Regierung Rußlands. Die 
russisch-rumänische Front zerfiel, und die deutsche Westfront atmete von 
jahrelanger Qual befreit. 
So endete das Jahr 1917 mit einem deutschen Erfolg, der den Ausblick 
in die strategische Zukunft öffnete. Das Westheer hatte den vereinigten An¬ 
strengungen der Gegner standgehalten, die Schläge, die es bei Vimy, Moron- 
villers, Wytschaete, Langemark, am Toten Mann, bei Malmaison und 
Paschendaele empfangen hatte, verwunden und durch den Gegenschlag bei 
Cambrai bewiesen, daß Entbehrungen, Verluste, Verminderung des Er¬ 
satzes, Enttäuschung über den Gang des II-Bootkrieges, Kummerbriefe aus 
der fernen Leimat und wachsende Friedenssehnsucht seine Angriffskraft 
noch nicht gelähmt hatten. 
Im Ausblick erschien das Jahr 1918 als das Jahr der großen Ent¬ 
scheidung. Der beklemmende Gedanke, daß die französisch-angelsächsische 
Weltkoalition im Besitze des Dreizacks geblieben war und daraus die Kraft 
zum Endsieg schöpfen könne, verblaßte angesichts der näherliegenden Tat¬ 
sache, daß nun die Armeen des Ostens zum großen Angriffsfeldzug nach 
Westen rücken konnten. 
Die entscheidenden Befehle ergingen, ehe noch der Waffenstillstand 
zum Frieden reifte. 
Lindenburg und Ludendorff riefen die Divisionen Belows aus Italien 
und die kampfkräftigsten Divisionen Leopolds von Bayern und Mackensens 
aus Rußland und Rumänien nach Frankreich. Die mazedonische und die 
österreichisch-italienische Front wurden zu entlegenen Flankenstellungen, an 
denen die Ostarmeen kühn und ungestraft vorbeimarschierten, um die Kriegs, 
entscheidung im Westen zu suchen. 
Die Entente hatte die Gefahr erkannt, die ihr von Lenins und Trotzkis 
Lerrschaft drohte. England war dadurch nicht wankend geworden, sondern
	        
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