Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht bei Cambrai 
499 
eilen. Am Abend des 23. November wirft sich die Garde ins Gewühl. Das 
Dorf Bourlon wird zurückerobert, der Nordteil des Waldes vom Feind 
gesäubert, das Schloß umzingelt und in der Nacht von pommerschen Grena¬ 
dieren erstürmt. Der Brite läßt zahlreiche Tote liegen. Vor Bourlon 
rauchen die Trümmer zusammengeschossener Tanks. 
Am 24. November tritt Byng zum drittenmal an. Der Regen ist zu 
kaltblasendem Sturm geworden. Die hartgeprüften, von Marsch und Kampf 
erschöpften deutschen Divisionen leiden schwer. Als der Tag sich neigt und 
ihre Kraft erlahmt, gewinnt der Engländer die Oberhand. Er stürmt unter 
dem Schuh einer gewaltigen Feuerwalze von neuem gegen Bourlon vor 
und reißt Schloß, Wald und Dorf zum zweitenmal an sich. Moser sieht der 
Gefahr ins Auge, ruft alle erreichbaren Reserven heran und entfaltet seine 
übermüdeten Streiter zum Nachtangriff. Er darf dem Feind keine Zeit lassen, 
sich zum Leraustritt aus dem Wald bereitzustellen. Oberst v. Paszensky 
führt den Sturm, erobert Bourlon, bricht in den Wald, und als der 25. No¬ 
vember tagt, ist der Deutsche wieder Lerr im Dorf und im Nordteil des 
Waldes. Am zurückgebliebene Engländernester wütet wilder, erbarmungs¬ 
loser Nahkampf. Bon Byngs 40. Division kehren nur wenige Kompagnien 
zurück. 
Aber der Engländer kennt kein Verzagen. Er ist auf dem Wege zum 
Siege, steht hart vor dem Ziel und seht den Kampf unermüdlich fort. Er 
greift am 25., am 26. und am 27. November an, bricht am dritten Tag — 
dem achten Schlachttag — zum drittenmal in denWald ein, nimmt das Dorf, 
erreicht den Bahndamm von Marquion, hinter dem Mosers Batterien 
stehen, und erobert in Mosers linker Flanke das verlorengegangene Fon- 
taine-Notre Dame zurück. 
Im deutschen Lager kehrt schwarze Sorge ein. Ist der Durchbruch ge¬ 
lungen, die Stunde des Rückzuges gekommen, Cambrai endgültig verloren? 
Mosers und Watters Divisionen geben Antwort auf die unheilschwangere 
Frage, indem sie noch einmal — wer weiß zum wievielten Male! — zum 
Gegenangriff antreten. AlleWaffen scharen sich zum Sturm. Die Batterien, 
die hinter dem Bahndamm von Marquion stehen, schießen über Kimme und 
Korn, die Schlachtsiieger stürzen sich auf die Wälder von Bourlon und La 
Folie und die Baumgärten von La Fontaine, Sturmbataillone rücken in die 
Linie, und mit unwiderstehlichem Schwung brechen die Deutschen gegen 
Bourlon, den Waldrand und La Fontaine vor. Der Feind erwartet den 
Angriff mit dem Gewehr an der Backe. Aber der Angreifer durchläuft den 
aufflammenden Feuerkranz und bricht in die englischen Reihen. Es kommt 
zum Nahkampf, zu würgendem Gemenge. Die Landgranate, die blanke 
Waffe wüten, auffahrende Tanks werden auf 30 Schritt Entfernung zu¬ 
schanden geschossen, die englische Infanterie von den Wiesen in die Dörfer, 
aus denDörfern in denWald geworfen und darin eingeschlossen. Die deutsche
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.