Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

486 Der Feldzug im Westen vom 27.Mai bis 3.Dez. 1917 
Die Kämpfe an der Aisne und in der Champagne 
vom 1. Juni bis 2. August 1917 
Das deutsche Westheer hatte in Flandern die größten Opfer gebracht, 
die der Westen im Jahre 1917 von ihm forderte, aber auch im Artois, an 
der Aisne, in der Champagne und vor Verdun schwer gelitten. 
Als die Engländer den Franzosen im Juni die Last des Feldzuges ab¬ 
nahmen und von der Scarpe an die Lys rückten, um beiWytschaete anzugreifen, 
lag das französische Leer am Chemin des Dames, auf den Lügeln der Cham¬ 
pagne und an den Maasufern mit der Leeresgruppe des Deutschen Krön- 
Prinzen eng v erkämpft. Die Maischlachten hatten die Kämpfer am Chemin 
des Dames und bei Moronvillers nicht so geschieden, daß sie einander Ge¬ 
wehr im Arm gegenüberstehen bleiben konnten, und vor Verdun war die 
Fesselung durch die Lerbstangriffe Nivelles zugunsten der Franzosen nur 
gelockert, aber noch nicht gelöst worden. 
General Pétain war nicht gesonnen, die französischen Armeen ruhen 
zu lassen. Er gehorchte eigener Einsicht und dem Willen des Landes, als er 
nach dem entmutigenden Ausgang der Maischlachten auf die Wiederaufnahme 
des gescheiterten Angriffsfeldzuges verzichtete, spähte indes um so eifriger 
und sorgfältiger nach der Gelegenheit zu örtlich begrenzten Angriffen, um 
den Geist und das Selbstvertrauen des französischen Leeres neu zu beleben 
und dem Feinde empfindliche Einzelschläge zu versehen. 
Kronprinz Wilhelm war genötigt hauszuhalten, denn die Engländer¬ 
schlachten, die Offensive Kerenflys, der lehte Angriffsfeldzug im Osten und 
die Abgaben an die Jsonzofront nahmen die deutschen Kräfte über alle Maßen 
in Anspruch. Er mußte aber trotzdem darauf bedacht sein, seine Linien, 
die durch die April- und Maischlachten gelitten hatten, wieder fester unter¬ 
einander zu verbinden und Scharten auszuwetzen, und konnte daher ebenso¬ 
wenig auf Teilangriffe verzichten wie Pétain. Daraus ergaben sich zahl¬ 
reichere, blutigere und größere Kämpfe, als derWesten bisher „zwischen den 
Schlachten" erlebt hatte. 
Die Mittelstellung der Westfront wurde im Sommer 1917 von heftigen 
Ausbrüchen geschüttelt. Vor St. Quentin und am Lang des Massivs von 
St. Gobain kam es zu Artillerie- und Grabenkämpfen, am Chemin des 
Dames, bei Moronvillers und vor Verdun tmgen die Gefechte vielfach das 
Gepräge größerer Schlachten. Nur in der Ost-Champagne, in den Argonnen 
und in den Vogesen schlug der Puls des Stellungskrieges noch im alten Takt. 
Der Deutsche griff zuerst an. Er benutzte die Erschöpfung und die Nieder¬ 
geschlagenheit, die im Frühsommer in den französischen Armeen herrschten, 
um seine Stellung auf dem Chemin des Dames wieder zu festigen. Am 1. Juni 
stießen Teile der 50. Division und der 78. Reservedivision westlich von Alle» 
mant vor und nahmen die erste französische Linie; am 3. Juni schob die 10. Di-
	        
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