Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

484 Der Feldzug im Westen vom 27.Mai bis 3. Dez. 1917 
Als die Verbündeten sich erhoben und auf den Trockenstreifen des Sumpf, 
geländes vorrückten, wanderte die Feuerwalze ihrer Artillerie rauch- und 
flammenspeiend, eisensäend vor ihnen her. Diesmal schien der Verteidiger 
verloren. Die Angriffswogen rollten schwerfällig, aber unaufhaltsam gen 
Osten, Nordosten und Norden. Bis zum Koppelschloß spritzte den Stür- 
mern der flandrische Morast. 
Der Verteidiger lag in Trichtern, in Betonklötzen und an Wegrainen 
zerstreut. Er war vom Trommelfeuer taub und blind geschlagen, vom Sumpf, 
fieber geschüttelt und sah sich durch die Feuerwalze und das Fernfeuer der 
englischen Langrohre von allen Verbindungen und von seinen Verstärkungen 
abgeschnitten. Zu Äilfe eilende Reserven verkrümelten sich im unwegsamen, 
feuerüberschütteten Gelände, im Galopp vorgeriffene Batterien blieben im 
Sumpf stecken, und von geschloffenen Bataillonen erreichten nur einzelne 
Gruppen, von Batterien nur einzelne Geschütze das befohlene Ziel. Der 
Angreifer focht mit dem Wind im Nacken, dem Verteidiger schlug der Regen 
ins Gesicht. 
Die rechte Flügelgruppe Goughs gewann in den Forsten von Poezel- 
hoek, westlich von Becelaere und an der Straße nach Menin einige hundert 
Schritte Boden und erreichte Gheluvelt. Gegen Abend ging der Deutsche 
zu Gegenangriffen über und warf den Feind wieder aus Gheluvelt hinaus. 
Die Armee Anthoine drang auf dem linken Flügel über Draabank gegen 
Buttehoek und an der Straße Bixschote—Dixmuiden über Merkem gegen 
Kippe vor und setzte sich nach zweitägigem Ringen hart am Westrand und 
im Südzipfel des Louthulster Waldes fest. Am 28. Oktober rückten die 
Belgier vor und erreichten unter dem Schutze kreuzfeuernder eigener und 
französischer Artillerie das Südufer des Blankartsees. Als Laig den Vor¬ 
teil wahrnehmen wollte und daranging, den Westteil des Louthulster Waldes 
abzuklemmen und die Straße Poelkappelle—Louthulst—Dixmuiden zu ge¬ 
winnen, brach die Waldbesatzung aus den zersplitterten Stümpfen zum 
Gegenangriff vor und brachte den Angreifer nördlich von Veldhoek und 
östlich von Buttehoek zum Stehen. 
Laigs Lauptangriff galt Paschendaele und Westroosebeke. Curries 
Kanadier drangen auf der Erdwelle von Paschendaele gegen Norden vor, 
um dem Verteidiger den vielbegehrten Ort endlich aus den Zähnen zu reißen. 
Currie kämpfte bis in die Nacht, griff an, wurde zurückgeschlagen, griff wieder 
an, brach in die Randstellung ein, wurde von Gegenstößen getroffen und 
abermals zum Weichen gebracht und sank spät in der Nacht hart südlich und 
südwestlich des Dorfes nieder. Er schöpfte Atem, schnellte am 30. Oktober 
noch einmal auf und erneuerte den Sturm. Paschendaele war längst nicht 
mehr. Die Besatzung kauerte in Betonklötzen und Kellern, eine Landvoll 
Leute, ein Dutzend Maschinengewehre— das war alles, was noch vorhanden 
war—und schlug Sturm auf Sturm ab. Zur Linken der Kanadier griff das
	        
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