Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

482 Der Feldzug im Westen vom 27.Mai bis 3.Dez. 1917 
schultert, daß er nur noch durch eiserneWillenskraft zusammengehalten werden 
konnte. Die deutschen Divisionen, die aus dem Artois, aus der Champagne 
und aus dem Osten nach Flandern rückten, um unter dem Befehle Sixt v.Ar> 
mins zu kämpfen und seine Front mit frischem Blut zu speisen, kehrten bei 
der Ablösung als Skelette aus der Schlacht zurück. Die Schrecken der Löllr 
von Verdun waren längst übertroffen, und der flandrische Blutsumpf fraß 
die Kraft des neuen Leeres, das der Krieg auf den Edelstamm der alten 
deutschen Armee gepfropft hatte. Aber so gewaltig die Anstrengung, die 
Verluste und die Entkräftung auch waren, die flandrische Front wurde 
gehalten, und als Engländer und Franzosen am 9. Oktober den vierten 
Schlachtakt eröffneten, stießen sie aus ungeschwächten Widerstand. 
Von Reutel bis zu den Brückenköpfen des Martji Vaart kam die Front 
der Alliierten in Bewegung. Anthoine überschritt die Tiefenlinien, die zur 
Vser zogen, und drang über Mangelare und Veldhoek gegen den Südrand 
des LouthulsterWaldes vor. Gough gewann bei Poelkappelle Raum, nahm 
Nieuv emolen und überschritt die Straße Zonnebeke—Paschendaele. Die 
deutschen Stellungsdivisionen verteidigten ihre zerschlagenen, vom Grund. 
Wasser überschwemmten Stützpunkte, die Ruinen der Gehöfte und die zer¬ 
fetzten Waldstücke, bis die Eingreifsdivisionen zur Stelle waren. Goughs 
rechter Flügel wurde nach kurzem Anlauf an den Boden geheftet und nach 
stundenlang hin- und herwogendem Kampf gezwungen, den Angriff auf. 
zugeben. Goughs linker Flügel und die Franzosen stießen gegen Abend am 
Louthulster Wald auf starke Reserven, die den linken Flügel des Angreifers 
ein Stück weit auf Poelkappelle zurückwarfen. Am 12. Oktober erneuerte 
der Brite die Schlacht, um den Westhang der Erdwelle von Paschendaele 
zu ersteigen und Westroosebeke zu erreichen. Wo die englische Artillerie 
ihre Eisenlasten hinschmetterte, wuchs kein Gras mehr, aber als die Infanterie 
gegen Paschendaele vordrang und von Poelkappelle gen Spriet vorstieß, 
vertrat ihr der Deutsche mit letzter Kraft den Weg und hemmte den Schwall. 
Da kehrte Douglas Laig zur Kanone zurück und verwandelte die Schlacht 
in eine endlos donnernde Beschießung. Er beschloß, die Schlachtenfolge 
in Flandern zu fristen und sich damit zu begnügen, vor Einbruch des Wimers 
hier noch einige greifbare Erfolge zu erzielen, in der Stille aber einen Schlag 
gegen Cambrai vorzubereiten, die Siegfriedstellung an diesem lebenswichtigen 
Punkt zu durchhauen und Cambrai durch Äberfall zu nehmen, um den Feld¬ 
zug des Jahres 1917 durch einen weithin sichtbaren Sieg zu krönen. Auf 
dem Grunde dieses Planes lag das Eingestärrdnis verborgen, daß die flan- 
drische Offensive, der britische Entscheidungsfeldzug des Jahres 1917, nicht 
geglückt war. 
Laig wurde in seiner Absicht durch das Vorgehen der Franzosen bestärkt, 
die inzwischen ihre Vorbereitungen zu begrenzter Schlacht vollendet hatten 
und im Begriffe waren, die Front des Deutschen Kronprinzen auf der Loch-
	        
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