Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Kämpfe vom IS.September bis lO.November 1917 481 
in die deutschen Linien. Es kam zu blutigen Nahkämpfen, zu Gegenangriffen, 
zu wirrem, verzweifeltem Fechten, endlich drückte die Masse durch. Die 
Deutschen verloren Gheluvelt, Veldhoek, den Nonnenbusch, den Polygon, 
wald und Zevenkote und wurden gegen Grafenstafel zurückgedrängt. Die 
Ellentaktik führte zu dem gewünschten Erfolg. 
Sixt v. Armin trat am Abend zu großen Gegenangriffen an, rang 
vom 21. bis 25. September um Stand und sah sich am 26. September 
wiederum von der vereinigten Masse der 2. und der 5. englischen Arme« 
angefallen. Laig gewann abermals Raum. Er legte die Land auf die 
Straße Becelaere—Zonnebek« und eroberte die Trümmer von Zonnebeke. 
Seine Ziele mit der Elle weitersteckend griff der Brite nach Einzelkämpfen, 
die ihn acht Tage auf dem schmalen Streifen eroberten Bodens fesselten, 
am 4. Oktober aufs neue an, nahm Reutel, Molenarelshoek, Grafenstafel 
und Brodseinde und erstürmte endlich die Trümmer der vor drei Jahren 
vergeblich begehrten Kirche von Poelkappelle. 
Sir Douglas Laig freute sich des Erfolgs und sandte ermutigende 
Berichte nach London. 
Das neue britische Angriffsverfahren brachte die deutsche Abwehrtaktik 
um den besten Teil ihrer Wirkung. Die Deutschen schlugen sich im Kampfe 
mit zwei- und dreifach überlegener Infanterie, mit Tanks und tiefstreichenden 
Fliegergeschwadern, rangen dem Angreifer hie und da eroberte Stützpunkte 
ab, kamen aber nicht dazu, ihn fest zu packen und durch wuchtige Gegenstöße 
zu Boden zu werfen, da er sich nicht mehr verleiten ließ, weiter vorzudringen 
als seine stehenden Geschütze reichten, sondern den Kampf mit den Reserven 
mied und sich in der Tausend-Ellen-Zone eingrub. Er zwang dadurch den 
Verteidiger zum Gegenangriff über weite Strecken und zog ihn ins Feuer 
seiner eigenen Artillerie. Der Kampf im Vorfeld wurde infolgedessen zum 
erbarmungslosen Mordgeschäft. Todesmutiger ist deutsch« Infanterie nie 
angelaufen als in der Septemberschlacht in Flandern. Als die Gegner sich 
schieden und ermattet niedersanken, waren die Deutschen von schwerem Blut¬ 
verlust geschwächt. 
Die Schlachtenfolge war noch nicht zu Ende. Sir Douglas beschloß, 
den Kampf fortzusetzen und den Feind durch einen neuen Aderlaß vollends 
zu entkräften. Er verabredete mit Petain einen Angriff, um seinen linken 
Flügel gegen den Louthulster Wald vorzuschieben und die Franzosen, die 
am Chemin des Dames auf einen großen Schlag sannen, durch diesen Vor¬ 
stoß zu entlasten. Heftiger Regen verzögerte und erschwerte den Angriff, 
und es wurde der 9. Oktober, bis Anthoine und Gough zu neuem Sturm 
bereit waren. 
Die Armee Sixt v. Armin sah das Maß ihrer Leiden noch nicht gefüllt. 
Die 4. Armee bildete zwar nur den Rahmen, in dem die Divisionen wie 
Bienen aus- und einflogen, aber ihr Organismus war im Oktober so er- 
Stegemanns Geschichte des Kriege« IV 31
	        
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