Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

478 Der Feldzug im Westen vom 27. Mai bis 3. Dez. 1917 
Flügel Goughs kämpft unglücklich. Er bleibt östlich von Frezenberg und 
an der Meniner Straße liegen, wird von stark zugespitzten Gegenangriffen 
getroffen und gerät zwischen Zonnebeke und Zandvoorde in schwere Be- 
drängnis. Die englischen Divisionen werden in dem welligen Gelände zwischen 
den Linien Westhoek—Gheluvelt und Zonnebeke—Becelaere von deutschen 
Maschinengewehren zerfetzt, zerstoßen sich an den „Pillenbüchsen" und ver- 
lieren zuletzt Kraft und Lall. Mit Mühe gelingt es G ough, zwischen St. 
Julien und Westhoek eine Verteidigungsflanke zu bilden und dadurch den 
Gewinn zu sichern, den der linke Flügel bei Langemark und die 1. franzö¬ 
sische Armee bei Drie Grachten erkämpft haben. 
Die Schlacht hat die Alliierten sehr viel gekostet. Goughs rechter 
Flügel ist geschlagen, und Sir Douglas Äaig steht vor einem schweren tak- 
tischen Mißerfolg und einem strategischen Fehlschlag von großer Tragweite. 
Äaig ist im Begriff, den Sommerfeldzug zu verlieren, wie Nivelle den 
Frühlingsfeldzug verloren hat. Am solchem Anheil zu begegnen, raffen Eng. 
länder und Franzosen sich zu neuen Schlachten zusammen. Kaig ruft Äorne 
und Rawlinson zu Entlastungsangriffen bei Lens und Bullecourt auf, und 
Petain greift die deutschen Stellungen zwischen Avocourt—Bezonvaux an. 
Die Deutschen sehen sich heftiger bedroht als je. Die 6, Armee schlägt 
die englischen Angriffe unter geringem Geländeverlust ab, die 5. Armee 
wird in ihren ungünstigen Stellungen vor Verdun in schwere Kämpfe ver- 
wickelt und vom Toten Mann und Cuntieres über den Forgesgrund und 
vom Talourücken und vom Nordhang des Louvemonr zurückgeworfen. Die 
Deutschen müssen sich dem Feinde vor Verdun fügen, um in Flandern mit 
gesammelter Kraft zu schlagen, denn dort liegt die Entscheidung. 
Die flandrische Schlachtenfolge wuchs in den letzten Tagen des August 
zu neuen Zusammenstößen größten Stils. 
Am 22. August rannte Sir Äerbert Gough zwischen Langemark und 
Lollebele abermals an und gewann endlich auf der Erdwelle Raum. Als 
er gegen Paschendaele andrängte, wurde er durch erbitterte Gegenangriffe 
an die Stelle geheftet, seine Panzerwagen zerschossen und die verlorenge¬ 
gangenen Waldstücke mir Flammenwerfern zurückerobert. Am 27. August 
griff der Brite zum viertenmal zum Lämmer und schlug mit fürchterlicher 
Wucht auf den Abschnitt Poelkappelle—Gheluvelt ein. Er verzichtete auf 
langen Artilleriekampf, löste kurze Feuerschläge und quoll hinter der Walze 
mit Tanks, Fliegern und Infanterie über Westhoek—Frezenberg—St. 
Julien v or. stieß eine B eule in die Front, erschütterte das G efü ge der 4. Armee, 
legte 2000 Schritte zurück und grub sich an der Straße St. Julien—Poel- 
kappelle ein. Am Tage darauf fuhren Regenstürme über die Walstatt und 
dämpften die Glm. Als der Brite am letzten Angusttag die Beme zählte, die 
er seit dem 31. Juli auf dem Schlachtfeld von^pern eingesammelt harte, kam 
er nur auf 10000 Gefangene, 38 Geschütze und 208 Maschinengewehre.
	        
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