Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Kämpfe vom 31. Juli bis 31. August 1917 
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länder nebeneinander ein; er staffelt Brigade hinter Brigade und stellt Tanks 
in die Zwischenräume und Kavallerie auf die Flanken, um die tiefgegliederte 
Verteidigungszone unter die Füße zu treten, ins freie Gelände durchzu¬ 
brechen und die deutsche Front nach Norden aufzurollen. Die Ziele sind 
nahegesteckt, sie liegen dicht Himer St. Julien, Langemark, Frezenberg, 
Gheluvelt und Becelaere auf der Erdwelle, die von Paschendaele nach 
Westroosebeke zieht, aber Laig hofft, daß ihm Größeres gelingt. Noulers 
lockt, und hinter Noulers dehnt sich die flandrische Ebene. Gough nimmt 
einen gewaltigen Anlauf und stürmt wie ein Bulle mit gesenktem Kopf gegen 
die deutschen Linien. Regengüsse haben den Boden tief durchweicht, Trichter 
an Trichter steht voll faulenden Grundwaffers, die Bäche haben ihr Bett 
verlassen, ölqualm, Nebel, Gas und Pulverdampf wälzen sich über das 
zerrissene Schlachtfeld. Der Stoß Goughs gelangt auf dem rechten Flügel 
an der Straße Bperu—Menin am Abend nur bis Kooge. In Splitter¬ 
gehölzen und verwüsteten Baumgärten versickert Welle auf Welle, bis Gough 
alles zusammenballt und die Angriffsmasse am 1. August im Zentrum zum 
entscheidenden Sturm führt. Er opfert englische, schottische und irische 
Brigaden, um die Linie Westhoek—Frezenberg—St.Julien zu durchbrechen. 
Frezenberg und St. Julien fallen nach erbittertem Kampf, Westhoek bleibt 
in deutschem Besitz. Gough hat stürmend 2000 Meter zurückgelegt. Bor 
seiner Front, mitten in seinen Linien und tief in seinen Flanken knattern 
deutsche Maschinengewehre. Als es Abend wird, sieht sich der Brite 
überall in Einzelkämpfe verwickelt. Maschinengewehrnester, die mitten 
in der Flut standhalten, Sturmbataillone und Sturmbatterien, die un- 
Versehens aus der Raumtiefe zum Gegenangriff vorbrechen, Flankenfeuer, 
das von der Liller Nordfront und dem Kouthulster Wald ausgeht, 
hemmen den Infanterieangriff und bringen Kaigs Kampfverfahren in 
Verwirrung. 
Sir Douglas' Armeen sind nicht über die Linie La Basse-Bille— 
Kollebeke—Koog—Frezenberg—St. Julien—B ixschote hinaus gelangt. In 
der Nacht schlagen die ersten Gegenangriffe an die vorgeschobene Front 
und zernagen den Gewinn. Die britische Schlachtlinie gerät in Anordnung, 
das sorgsam aufgezogene Ahrwerk beginnt zu stocken. In den Wiesengründen 
liegen zerschossene Tanks zu Dutzenden hingestreckt, an den Waldrändern 
kleben zerfetzte Brigaden, auf den Straßen türmen sich die Gäule vernichteter 
Schwadronen zu Kekatomben, und in den Batteriestellungen klaffen breite 
Lücken. Gough hat die im Schlachtplan vorgezeichnete Linie erreicht, aber 
nun zeigt sich, daß die Schlacht dadurch nicht vom Platz gerückt worden ist. 
Nach 24tä giger Artillerieschlacht uud 24stündigem Infam eriesturm steht die 
Masse des Angriffsheeres am 2. August 1917 im Amkreis von Ppern, 
1000 bis 2000 Meter tief in der deutschen Abwehrzone, mitten im Trichter¬ 
feld vor der Kauptwiderstandslinie des Verteidigers. 
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