Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die zwölfte Schlacht am Isonzo 
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verlassene Riesengeschütze, brennende Barackenlager, auffliegende Munitions- 
siapel, ineinandergefahrener Troß zeugten von der Käst des Abzuges. 
General v.Wurm rief die Jsonzoarmee in strömendem Regen zur Ver¬ 
folgung. Bei Monfalcone kam es zum letzten Kampf um den Fluß. Die 
Italiener öffneten die Schleusen und durchstachen die Dämme des Flußdeltas, 
um dem Feind das Vorrücken zu erschweren, und entrannen gen Cervi¬ 
gnano und Aquileja. Cadornas Befehl rief sie auf den Tagliamento zurück, 
aber schärfer als der Befehl ihres vom Glück verlassenen Feldherrn spornten 
sie der Feind und der Selbsterhaltungstrieb. Die Verfolgung kam in Gang. 
Feldmarschalleutnant Gologorski setzte als erster über den Isonzo, drang 
schon am Abend in Cervignano ein und erreichte um Mitternacht bei Torre 
Zumo italienischen Boden. Wurm trieb zur Eile, denn der Feind hatte 
einen Vorsprung gewonnen. Die Sprengung der Brücken, der Mangel an 
Pferden und Fuhrwerken und der vom Sturm gepeitschte Regen hemmten 
die Verfolgung, und als Gologorski am 29. Oktober vor Palazzolo, 7 Kilo¬ 
meter östlich von Latisana, eintraf, empfing ihn Aostas Nachhut aus ver¬ 
schanzten Meierhöfen und dem Schilfdickicht des Stellaflüßchens mit starkem 
Feuer. Die Spitze geriet in Not, der Italiener ging zum Gegenangriff 
über und bedrängte die österreichischen Bataillone, bis Verstärkungen herbei¬ 
eilten und den Feind nach hartem Kampf zum Rüötzug auf die Tagliamento- 
brücke von Latisana zwangen. 
Während Wurms Südstaffel sich bei Monfalcone und Palazzolo schlug, 
stürmte die 14. Armee über Adine hinaus. Below nützte die Breite seines 
Gefechtsstreifens aus und drückte scharf nach Südwesten, um Capellos Bain- 
sizzadivisionen den Rückzug abzuschneiden. Krauß folgte dem Befehl, der 
ihm die Gebirgspfotten des Tagliamento wies, und führte den Angriff auf 
die Linie Resiutta—Venzorre—Gemona—Tarcento trotz des verzweifelten 
Widerstandes einzelner feindlicher Brigaden und schwerer Hindernisse rück¬ 
sichtslos durch. Die Edelweißdivision und die deutsche Iägerdivision wurden 
von Generalmajor v. Wieden zusammengefaßt, erstritten die Mündung 
des Fellatales, erobetten am 29. Oktober nach zweitägigen Kämpfen 
Resiutta und stießen am Tagliamento aufwätts gegen Tolmezzo vor. 
Die 22. Schützendivision stürmte am 28. Oktober den Monte Bernadia 
und erschien am 29. Oktober vor Tarcento. Sie fand die Brücken über den 
Torrento Torre gesprengt, überwand aber schon in der Nacht das Hinder¬ 
nis und den am Westuser stehenden Feind und drang am Tage darauf in 
den Fortsgürtel von Gemona ein. Der linke Flügel der Gruppe Krauß, die 
Divisionen Prinz Schwarzenberg und Gerbarec, erreichten die Niederung 
südlich von Gemona und warfen die Nachhuten des Feindes auf die Brücken 
von Cornino und Pinzano, fanden aber auch hier die Übergänge zerstött. 
Wild toste der vielarmige, von Schnee und Regen geschwellte Strom in 
seinem geröllgefüllten Bett. Der Feind setzte sich bei Cornino auf bebuschten
	        
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