Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die zw ölfte Schlacht am Jsonzo 
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Die Armee des Lerzogs von Aosta harrt noch bei Görz, am Fajti 
Lrb und vor der Lermada aus und feuert aufgeregt aus allen Schlünden, 
als könnte sie durch den Donner und die Wirkung ihrer Geschützmassen 
die Niederlage Capellos ungeschehen machen. 
Der 26. Oktober steigt herauf. Es ist der dritte Schlachttag und zu¬ 
gleich der erste Tag der Verfolgung. 
Below verweilte sich nicht auf den erobetten Gipfeln, von denen sein 
Blick über die absteigenden Berge und Lüge! weit in die Ebene schweifte. 
Er sah die Straßen aufgeschlagen, die Silberbänder der Torrenten in den 
Schluchten schimmern, die weißen Läuserwürfel von Tarcento, Tarcetta, 
Savogna, Stregna, Azzida uud Cividale glänzen, in 30 Kilometern Ent¬ 
fernung den Straßensiern Adine leuchten, spähte über die zierlich geordneten, 
dicht besiedelten, von unzähligen Straßen- und Wasserläufen durchwirkten 
Fluren Friauls gen Westen und spornte seine Divisionen zur Verfolgung. 
Es galt, dem Schlachtbefehl nachzuleben und den Angriff Tag und Nacht 
fortzusetzen, bis der Feind über den Tagliamento gescheucht war. So stand 
es von Belows eigener Land geschrieben, aber schon winkten höhere 
Ziele. Der Angriff der 14. Armee hatte den Rahmen gesprengt, den die 
österreichische Leeresleitung vorgezeichnet hatte, und reifte zur Amfassung. 
Die lockend aufgerollte Ebene fordette Below heraus, am Tagliamento 
links einzuschwenken und Cadornas 2. und 3. Armee vom Rückzug über den 
Strom abzuschneiden, südwätts zu werfen und im Zusammenwirken mit 
Boroevic in den Lagunen der fernher blinkenden Adria zu vernichten. Der 
strategische Ausblick auf ein „Sedan" von nie gesehener Größe tat sich auf. 
Besaß Arz v. Straußenburg die Kraft und die Entschlußfähigkeit, diesen 
Augenblick zu ergreifen und das Schema zu verlassen, das den Vormarsch 
der Armeen pedantisch geregelt hatte, gelang es ihm und seinem Äelfer 
Waldstätten, den Kaiser für Schlieffensche Gedankengänge zu gewinnen, 
gab Arz sofort den Befehl zur Linksschwenkung, ohne sich um die 4. Armee 
Cadornas zu kümmern, die noch tief im Gebirge verstrickt lag, und war er 
imstande, die Reibungen zu beseitigen, die aus dem Ineinanderschieben der 
Verbündeten am Unterlauf des Tagliamento entstehen konnten, so war an 
einem Erfolge von geschichtlicher Größe nicht zu zweifeln. 
Wir wissen nicht, wie weit man sich im Lager Karls der Erkenntnis 
der Lage erschloß, aber wir sehen Below aus eigenem Antrieb handeln. 
Tief und tiefer bohtten sich die eisernen Keile der 14. Armee am26.Ottober in 
die letzte Bergflanke. Below setzte alles daran, die Linie Venzone—Gemona— 
Tácenlo—Cividale zu gewinnen, in der Cadorna seine planlos herum¬ 
geschwenkten Brigaden geordnet und neue Artilleriestellungen ausgehoben 
hatte. Krauß rückte kämpfend, Wege bauend und Kanonen schleppend auf 
Resiutta, Venzone und Gemona. Steins und Berrers Divisionen stürzten 
wie Lawinen vom Monte Juanes bis Rocchin über die Berghänge und in 
Megemanns Geschichte des Krieges IV 29
	        
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