Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die zwölfte Schlacht am Isonzo 
447 
kämpft noch eine italienische Division, die vom Falle Karfreits und dem 
Verlust ihrer einzigen Rückzugslinie keine Ahnung hat. Auf Kolowrat 
und Stol herrscht bittere Kälte. Der Italiener zündet seine Grabenöfen an, 
Deutsche und Österreicher kauern mit angefrorenen Kleidern in der Sturm- 
linie und suchen im Nachtgefecht Boden zu gewinnen. 
Als der Morgen graut, tritt die 14. Armee zur Fortsetzung des all¬ 
gemeinen Angriffs an. Eiskrusten glitzern im Gestein, die Sonne steigt über 
eroberte Gipfel und leuchtet der Durchbruchsschlacht ttt den Julischen Alpen. 
Auf Stol und Matajur glänzt frischgefallener Schnee. 
In aller Frühe eröffnen Velows Streiter den Sturm auf die ver¬ 
schanzten Kuppen. Die 22. Schützendivision umklammert den Stol, durch¬ 
bricht fünf Löhenstellungen und entsendet zwei Bataillone zum Gipfel- 
sturm. Der Italiener schlägt sich verzweifelt, verliert aber bald Kopf und 
Kalt und streckt am Abend, 5000Mann stark, völlig gebrochen die Waffen. 
Krauß stürmt weiter. Die Edelweißdivision und 7 Bataillone deutscher 
Jäger brechen zwischen Canin und Stol gen Westen durch und öffnen sich 
den Weg nach Resiutta. Da wankt Ca dornas karnische Front, die Krobatins 
linker Flügel am 24. Oktober vergebens zu erschüttern suchte, von Raibl» 
see bis Malborghetto. General Dietrich, Krobatins Flügeldivisionär, faßt 
zu, schließt sich dem Vormarsch an und dringt, Geschütze und Gefangene 
auflesend, im Fellaabschnitt gegen Südwesten vor. Die zwischen Rombon, 
Prevela, Canin und Pvlounik eingeklemmten Trümmer des IV. Korps 
.steigen entwaffnet zu Tal, die letzten Kavernengeschütze verstummen. Artillerie 
und Troß der Österreicher streben unangefochten von Saga gen Serpenizza. 
General Krauß führt Zentrum und linken Flügel seiner Gruppe durch das 
Geröll ausgetretener Wildbäche und auf flüchtig gesprengten Brücken über 
den Isonzo und greift den Köhenabschnitt Monte Maggiore—Monte Mia 
an, um die Westflanke der Julischen Alpen zu gewinnen und nach TareeMo 
und Gemona in die Obstgärten Nordftiauls hinabzusteigen. In schwung¬ 
vollem Anlauf erobert Gerbarec den Monte Mia. 
Während Krauß den Stol berennt, stürmt Stein die Kuppe 1114 und 
den Matajur, Berrer die Ieza. Die Schlesier spalten sich in verschiedene 
Kolonnen und schnellen wie der Pfeil vom Bogen dem Ziele zu. Eie dringen 
von Robic gegen die Pässe vor, die an den Längen des Matajur gen Azzida 
und Cividale führen, reichen rechts der Division Gerbarec, links dem Alpen- 
korps die Land, umfassen die Steilkuppe, von der der Italiener sein wirkungs¬ 
loses Feuer sendet, und stürmen die ragende Löhe. Der Welsche zieht sich 
dem Gipfel zu, doch bevor er sich zum Todeskampf oder zu raschem Abzug 
bereit gemacht, tauchen deutshe Sturmhelme über den Kuppenrand. Leut¬ 
nant Schnieder erklettert den steilen Gipfel und wirft sich im ersten Tages¬ 
strahl mit der 4. Kompagnie des Regiments 63 auf den verwirrten Feind. 
Da entsinkt der Besatzung der Mut. Was nicht südwärts über die Länge
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.