Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

446 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1915 bis 30.Dez. 1917 
wälzen sich schon überWoltschach, Srednje und Kambresco bergan. Deutsche 
Kerntruppen, das Alpenkorps, die 200. Division und die 5. Division, brechen 
sich gegen die Schulterpunkts des Bergrückens, den Levmk, den Gipfel¬ 
knoten 1114 und die Iezakuppe Bahn und rollen Graben um Graben auf. 
Als es Abend wird, steht das Alpenkorps auf dem bewaldeten, von Granaten 
zerfetzten Levnik und auf der verschneiten Löhe 1114, die 200. Division 
auf der wilden Ieza. 
Während Stein und Berrer die Gipfelketten sprengen, wendet sich 
Belows linker Flügel, die Gruppe Scotti, nach Südwesten. Sie über¬ 
schreitet den Isonzo und dringt kämpfend über den Lond Vrh gegen 
die Löhen von Globocek vor. Sie ficht hier schon in der Flanke von 
Capellos Lauptmacht, die noch auf der Lochfläche von Bainsizza mit 
Boroevic im Kampfe liegt. 
Capello starrt immer noch gerade aus. Er hat 9 Divisionen bei Bain- 
sizza, am Monte San Gabriele und am Nordostrand von Görz gehäuft, 
um dem Angriff Boroevics zu begegnen. Als dieser am 24. Oktober auf 
der ganzen Front angreift, glaubt Capello, der Lauptangriff drohe bei 
Bainsizza, und vergißt darüber Flügel und Flanke. Er schlägt Boroevics 
Ansturm auf dem Karst in der ersten Linie ab, verfolgt den weichenden Gegner 
mit frohlockendem Geschützfeuer und mißt den Kämpfen im Norden keine 
Bedeutung zu. Dort steht Cavaciochi, stehen 6 Infanteriedivisionen und 
vier Gruppen Alpini, trotzen Rombon, Polounik, Krn und Kolowrat, 
ragen Stol und Matajur, dort liegen die Angreifer in den Becken von 
Flitsch und Tolmein eingezwängt, dort ist nach seiner Auffassung kein Raum 
zu Bewegung suchender Durchbruchsschlacht! Wohl erreicht ihn am Abend 
unklare Kunde von Kämpfen um den Canin und den Kolowrat, aber er 
vertraut auf Cadornas Reserven, die um Adine und Cividale lagern, und 
kann sich nicht entschließen, von der eroberten Loch fläche zu weichen. Er 
sendet aufs Geratewohl Verstärkungen gen Globoeak und hält Boroevics 
ernstgemeinte Angriffe nieder. Als es Abend wird, stehen die Italiener von 
San Giovanni bis Descla unerschüttert in den von Boroevic berannten 
Stellungen, ohne zu ahnen, daß die Schlacht schon verloren ist und Capellos 
Nordflügel nur noch um Zeitgewinn kämpft. 
Amerdessen ist im Kampf der Elemente ein Wandel eingetreten. 
Die Schneestürme sind einem Mächtigeren unterlegen. Die Bora fährt 
mit Messers Schneide über die Berge. Aus zerrissenem Gewölk tritt klares 
Gestirn. In den italienischen Reihen des IV. und des XXVII. Korps 
herrscht blinde Verwirrung. Die Scheinwerfer der Italiener irren zwischen 
den dunkeln Schrunden des Kolowrat umher, Leuchtkugeln steigen vom 
Matajur und fallen langsam ins Isonzotal. Dort glühen erlöschende Dorf¬ 
brände, hasten zersprengte stalienische Divisionen wild durcheinander. Alle 
Verbindungen sind abgerissen. Bei Pleca, auf dem Ostufer des Jsonzo,
	        
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