Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Aufmarsch der Verbündeten 441 
Becken am Isonzo in südwestlicher Richtung vorzubrechen, befahl Stein, 
flußaufwärts von T olmein in nordwestlicher Richtung im Tal und auf dem 
Nordhang des Kolowrat vorzustoßen, befahl Berrer, den Osthang des 
Kolowrat zu ersteigen und nach Westen durchzubrechen, und wies Scotti an, 
den Isonzo zwischen Tolmein und Auzza zu überschreiten und in südwest¬ 
licher Richtung vorzudringen. Gelang es Krauß und Stein, das Isonzoknie 
von zwei Seiten aufzubrechen und Saga und Karfreit zu nehmen, glückte 
es den Divisionen des linken Zentrums, den Kolowratrücken zu ersteigen, 
und konnte der linke Flügel an den Nordhängen der Korada Raum 
gewinnen, so war der Durchbruch gesichert und die Alpenschranke über- 
wunden. Es war ein Unterfangen von beispielloser Kühnheit, denn es galt, 
dreifach gegliederte und verkettete Alpengipfel von mehr als 2000 Metern 
zu übersteigen, schwer bestückte Tal-, Lang, und Gipfelstellungen zu stür- 
men, von Kanonen beherrschte und mit Reserven gepfropfte Flußtäler 
auszuräumen und den Angriff binnen zwei Tagen in die Ebene zu tragen, 
wo der Feind über alle Bewegungsmöglichkeiten verfügte und dem er¬ 
müdeten, geteilt aus den Bergen tretenden Angreifer nach Gefallen mit 
gesparter und gesammelter Kraft entgegentreten konnte. 
Als General Alfred Krauß am 2!. September von Krainburg in sein 
Hauptquartier Kronau zurückkehrte, nahm er die Überzeugung mit, daß der 
Durchbruch gelingen werde. Er begab sich am Tage darauf ins Flitscher 
Becken, um die feindlichen Stellungen zu erkunden. Sein Lerz schlug schneller, 
über er teilte die Zuversicht, die die deutschen Generale erfüllte und alle 
unter Below fechtenden Truppen durchdrang. Vor ihm lag die graugrüne, 
von Büschen bewachsene Lutweide des Beckens mit den Trümmern des 
Marktes Flitsch, in denen der Italiener verschanzt lag. Kart davor verliefen 
die Stellungen der Österreicher. Das weiße Band der Paßstraße, die 
Silberadern des Isonzo und der Koritnica glänzten zum Stand des öster¬ 
reichischen Führers herauf. Der Italiener beherrschte nicht nur Fluß 
und Straße von der Mündung der Koritnica talabwärts, sondern saß auch 
rechts und links auf den Felsenstufen des Rombon, des Canin und des 
Polounik in gut verschanzten Stellungen. Die Italiener fürchteten keinen 
Angriff. Angezählte Geschühkavernen sprangen als schwarze Flecken aus 
den grauen Bergwänden. Schützengräben zogen sich am Rombon hinauf, 
furchten das Talbecken und liefen südöstlich ausgreifend an der Nordflanke 
des breit gelagerten Polounik gen Rav na. Lier lag starker Feind und 
hütete das Satteltal, das zwischen Gipfeln von 1772 und 2245 Meter 
Löhe gen Karfreit hinunterführte. 
Das Silberband des Isonzo, das Krauß die Richtung wies, zog sich am 
Südrand des Beckens hin, bespülte die Nordflanke des Polounik und ver¬ 
schwand in der Ferne, wo die weißen Läuser Sagas glänzten, zwischen 
niedrigen Querhügeln. Dort lag die letzte Riegelstellung. Dahinter ragte.
	        
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