Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

440 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1915 bis 30.Dez. 1917 
mir sieben schwache Divisionen, aber sie waren aus einem Guß und erschienen, 
mit Minen- und Flammenwerfern ausgerüstet und von hartem, mitleidlosem, 
kriegerischem Willen beseelt, unter den bedrängten Waffenbrüdern. 
Die Italiener waren von den Angriffsabsichten der Österreicher unter- 
richtet, gewannen aber keinen Einblick in die Vorbereitungen der Verbündeten. 
Cadornas Angriffsarmeen standen nach der elften Isonzoschlacht in dichten 
Massen auf den erstrittenen Lochflächen des linken Ifonzoufers aufmarschiert 
und schafften emsig E eschütz auf den Karst, um im Oktober die zwölfte Schlacht 
zu liefern. Sie rechneten darauf, vor Anbruch des Winters in Triest ein- 
zuziehen. Cadorna hatte zwischen Flitsch und San Giovanni und in den 
Lagern von Cividale und Palmanova über eine Million Streiter angehäuft. 
Aosta verfügte über 200 Bataillone, Capello über 375 Bataillone. Die 
Armee des Lerzogs stand aus ihrem 21 Kilometer breiten Kampffeld zu 
einem Gewalthaufen geballt vor der Lermada und den Trümmern Conftan- 
jevicas und reckte den schwächer gehaltenen linken Flügel nach Görz, wo 
Caprllos Linie sich im Stadtgebiet mit Aostas Front verkettete. Capeüos 
Hauptmacht stand auf der Lochfläche von Bainsizza und hütete die Lime 
Tolmein—Karfreit—Flitsch nur mit 6 Divisionen. Da die Italiener im Besitz 
des Krn und des Kolowratrückens, des Rombonstockes und des Polounik 
waren und bas Isonzotal von Saga bis südlich Karfreit als Rochadelinie 
arrsgebaut hatten, fürchteten sie nichts für den Nordflügel, der gegen jede 
Umfassung gefeit schien. Sie sannen noch auf die neue Angriffsschlacht, als 
das deutsche Schwert schon über ihren Häuptern hing. 
Am 20. September meldete sich General Krauß im Hauptquartier 
Belows zu Krainburg. Der Aufmarsch der 14. Armee war in vollem Gange. 
General Krauß und Belows Stabschef, Generalleutnant Krafft 
v. Dellmensingen, blickten unzufrieden auf die Karte mit den nahgefieckten 
Operationszielen. Die Einzeichnungen endeten, wo die eigentliche Operation, 
der Abstieg in die Ebene und die Umfassung der italienischen Isonzofront, 
nach glücklicher Durchbrechung der Alpenwand erst begann. Die Generale 
übten Kritik an dem engbrüstigen Plan, aber sie waren einig darin, daß der 
Angriff, wo immer er auch enden mochte, mit ungeheuerer Wucht und 
Schnelligkeit geführt werden müsse. In beiden brannte das von Below ge¬ 
teilte Verlangen, den Sturm über Cividale hinauszutragen, um die Italiener 
ans allen Bergstellungen zu werfen, ihnen die Bildung einer Abwehrfront 
auf den Löhen von Cividale unmöglich zu machen und sie zwischen dem 
Unterlauf der Ströme zur Vermchtungsschlacht zusammenzudrängen. 
Belows Aufmarsch trug diesen strategischen Wünschen Rechnung. Da 
die Italiener im Besitze von Karfreit waren und den Krn beherrschten, der 
so weit gen Osten vorspringt, daß die Becken von Tolmein und Flitsch völlig 
voneinander getrennt erscheinen, sah sich Below gezwungen, in zwei räum¬ 
lich geschiedenen Gruppen anzugreifen. Er wies Krauß an, aus dem Flitscher
	        
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