Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Der Aufmarsch der Verbündeten 
Als die Verbündeten das Schwert zum Vergeltungsstreich am Isonzo 
zückten, standen Österreich-Angarns Armeen vom Stilfser Joch bis zu den 
Fassaner Alpen und von der Flitscher Klause bis zur Lermada in die 
Leeresfronten Comad und Erzherzog Eugen zusammengefaßt. In Tiro! 
befehligte Feldmarschall Conrad v. Lötzendorf, der diese Leeresfront nach 
seiner Enthebung vom Posten des Generalstabchefs des Feldheeres aus 
soldatischem Gehorsam übernommen hatte, obwohl sie von Truppen ent¬ 
blößt war und nur noch von den Erinnerungen an die glänzende Mai¬ 
offensive des Jahres 1916 zehrte. Conrads Lauptmacht, die einst über 
Asiago und Arsiero vorgedrungene 11. Armee, stand unter dem Befehl 
des Generalobersten v. Scheuchenfiuel zwischen der Etsch und der Brenta 
vor dem Pasubio, am Monte Cimone mrd am Monte Verena und vor 
Primolano aufmarschiert. An der Marmolada, dem Monte Cristallo 
und den Dolomiten fochten schwache Kräfte unter General Körzer und 
Oberst Mendel, und in den Karnischen Alpen lag die 10. Armee, deren 
Fühmng Generaloberst v. Krobatin übernommen hatte. Krobatin bil¬ 
dete das Gelenkstück zwischen der Leeresfront Conrads und der Angriffs¬ 
front des Erzherzogs Eugen, der jetzt von Tarvis bis Duino befahl. Die 
Front Eugens wurde nach dem Einschub deutscher Kräfte in zwei Befehls¬ 
bereiche gegliedert. Die deutschen Divisionen traten mit zwei österreichischen 
Korps zu einem Verband zusammen und bildeten die deutsche 14. Armee, 
die unter dem Oberbefehle des Generals Otto v. Below zwischen Raib! 
und Tolmein in die allgemeine Schlachtordnung rückte. Boroevics Streit¬ 
macht stand, in zwei Gruppen geordnet, auf den Karsthochflächen von Cvmen 
und Bainsizza und in derWippachmulde, auf den alten blutgedüngten Stätten 
der Jsonzofchlachten. 
Der Deutsche stand am Ehrenplatz. Er teilte ihn mit Österreich-Angarns 
besten Divisionen. Söhne der österreichischen Alpenländer, Angarn und 
Bosmalen fochten neben Preußen,. Bayern und Schwaben unter Belows 
Fahnen. Die deutschen Streiter scheuten weder die Alpen noch die Alpini. 
Sie kannten jeden Feind und jedes G ebirges Tücke. Sie hatten vor Verdun, in 
den Karpathen, in den Transsylvanischen Alpen und in den Bergen Serbiens 
gefochten, und Serben, Russen, Rumänen, Briten und Franzosen geschlagen. 
Die 14. Armee trat in vier Gruppen an. Österreichs willenskräftigster Führer, 
General Alfred Krauß, erhielt den Befehl über die rechte Flügelgruppe, die 
vor Flitsch zusammenrückte. Im Becken von Tolmein rüsteten zwei deutsche 
Generale, der Bayer Freiherr v. Stein und der Schwabe Berrer, zum An- 
griff, am Südflügel, zwischen Tolmein und Log, befahl der Österreicher Scotti. 
Die deutschen Divisionen rückten an, als gäbe es keine bestürmte Westfront, 
keim vom Lunger heimgesuchte, innerlich aufgewühlte Leimat. Es waren
	        
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