Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Angriffsplan der Deutschen und Österreicher 437 
England und Frankreich und seine Weigerung, mit Italien zu verhandeln, 
waren auf die günstige militärische Lage der Südfront gegründet worden. 
Jetzt blieb von diesen Versuchen nichts mehr übrig als die kaiserlichen Briese, 
die in den französischen Archiven schlummerten. 
Karl dachte nicht daran, der politischen Kapitulation eine offene, vor 
dem Bundesgenossen zu bekennende militärische Unterwerfung folgen zu 
lassen. Er begehrte Deutschlands Lilfe in Gestalt einer Armee deutscher 
Streiter, behielt sich aber die Führung des Krieges und die Leitung der 
Operationen auf italienischem Boden vor. Da die deutsche Leeresleitung 
dem italienischen Kriegsschauplatz nur untergeordnete Bedeutung beimaß, 
ging sie auf diese kaiserliche Forderung ein. Sie gewährte Österreich Lilfe, 
ohne den Feldzug als den ihren zu betrachten. 
Die Ausmaße des Planes wurden dadurch verkleinert. 
Der Angriffsplan der Deutschen und Österreicher 
Der österreichische Generalstabschef ging nicht darauf aus, die Italiener 
zu vernichten, sondern erstrebte nur eine Entlastung der Isonzofront. Kaiser 
Karl, General Arz v. Straußenburg und Generalmajor v. Waldstätten 
beschlossen, am Isonzo mit deutscher Lilfe zum Gegenangriff überzugehen 
und den Feind in die Verteidigung zu werfen, Waldstätten wurde nach 
Kreuznach gesandt, um Lindenburg und Ludendorff diesen Plan vorzulegen. 
Das Ziel war niedriger gesteckt als das der Tiroler Offensive. Jene sah in 
der Ferne die venetische Ebene winken, diese gesiel sich darin, den Gegner 
von den Julischen Alpen und vom Karst zu werfen. Wenn es gut ging, 
sollte der Feind über den Tagliamento zurückgetrieben werden. Linden¬ 
burg und Ludendorff gaben ihre Zustimmung zu Waldstättens Plan. Sie 
erblickten darin ein Entlastungsunternehmen, zu dem sie für kurze Zeit ein 
halbes Dutzend deutscher Divisionen leihen konnten. Da sie um diese Zest 
im Kampf um Riga und Osel standen, am Sereth die Rumänen bändigen 
und im Westen, aus ungezählten Wunden blutend, dem Ansturm der Eng- 
Ander bei Ppern und neuen Angriffen der Franzosen am Chemin des Dames 
standhalten mußten, war das ein schwerer Entsch luß. Der Entschluß nach Italien 
zu marschieren, forderte vom deutschen Westheer neue große Opfer im 
Abwehrkampf und rief eine neue Zerstreuung der mühsam gesammelten Kraft 
hervor. Ludendorff gab die Divisionen schweren Lerzens hin, nachdem er 
sich überzeugt hatte, daß im Rahmen des von Österreich erstrebten Unter¬ 
nehmens alles getan war, den verbündeten Waffen den Sieg zu sichern. 
Die deutschen Truppen -sollten unter Kaiser Karls Oberbefehl, aber unter 
deutscher Führung fechten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.