Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die elfte Schlacht am Isonzo 
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Das hügelige Vorland der Lermada dampfte grau und schweflig vom Auf¬ 
schlag der italienischen Schiffsgranaten, schwarze Qualmtürme wuchsen in 
die Löhe und standen lange unbeweglich in der schwülen Lust. Von San 
Giovanni bis Flondar rollte Trommelfeuer. Am 19. August stürmte Aosta 
mit Infanterie und Fliegern gegen die Lermada, die Trümmer von Bre- 
stovica und die Geröllhalde von Flondar an. Er brach an der Südflanke 
ein und schob sich an der Bahnlinie Monfalcone—Triest bis zu den Tunnels 
von San Giovanni vor, erstürmte Flondar, drang in den tiefgerissenen 
Karstspalt, in dem das zerschossene Brestovica lag, und überflutete gleichzeitig 
den Osthang des Fajti Lrb. Seine Fliegergeschwader überschatteten die 
graue, von Kamps und Sonnenglut dampfende Steinwüste und schleuderten 
Feuergarben und Sprengbomben auf die Lüge! von Comen. Auch hier führte 
die Ballung der Massen zur Verschwendung von Menschenleben. Der 
Gefechtsstreifen eines Sturmbataillons war 500 Schritt breit, und acht 
Bataillone standen darin hintereinander, um den Angriff in den Feind zu 
tragen. Als die Sturmwellen am 23. August verebbten, hatte Boroevic San 
Giovanni, die Bahntunnels, Flondar und die Länge des Fajti Lrb ver¬ 
loren, aber Medeazza und Brestovica behauptet, und die Lermada tauchte 
wiederum ungebrochen aus der Schlacht. Da der Erfolg, den Capello auf 
dem Nordkarst erfochten, Aostas Reserven nach Görz rief und Cadorna 
nunmehr mit allen Kräften am Gabriele rüttelte, verloren die Angriffe der 
Italiener auf dem Südkarst fortan an Wucht. 
Am 4. September erreichte Capello nach unzähligen Stürmen den 
Gabrielegipfel und sehte sich auf der blutgedüngten Kuppe fest. Die elfte 
Isonzoschlacht wurde zum verzehrenden, würgenden Kampf um einen ein¬ 
zelnen Bergkloh. Cadorna trieb seine leicht entflammten, rasch erlahmenden 
Italiener immer wieder zum Sturm, zog meuternde Brigaden aus der 
Front, füsilierte die Angebärdigsten und vergaß alles über dem Besitz des 
Gabriele. 
Da nahmen Feldmarschalleutnant Csicserics und Feldmarschalleutnant 
Schneider von Mannsau, die Verteidiger der Lermada, den Augenblick 
wahr, den geschwächten Feind aus den eroberten Stellungen zu werfen und 
die Lage am Südflügel wieder herzustellen. Wurms 28., 10. und 35. Divi¬ 
sion traten am 4. September zum Gegenangriff an. Es war ein klarer 
Tag, scharf wehte die Bora über Land und Meer, die Steinwüste spie Staub¬ 
wirbel, die Adria warf weiße Schaumkronen. Der Italiener hatte seine 
Flieger und seine Kanonenboote zurückgezogen und barg sich vor dem Feuer- 
schlag der Österreicher in den Kavernen. Der Überfall gelang. General¬ 
major Straub stürmte die Tunnels, in denen Lunderte von Italienern den 
Flammentod starben, und warf Ca dornas äußersten rechten Flügel über 
San Giovanni zurück, Generalmajor Funk stürmte die Kavernen von Flondar 
und scheuchte den Feind gen Selo. Die Brigade Camanzaro wurde ge-
	        
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