Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die elfte Schlacht am Isonzo 
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Methodik durchzuführen. Er hatte sich in fünf Schlachten an die Isonzo- 
front herangearbeitet, die Flitscher Klause erschlossen und den Tolmeiner 
Flankenraum durch die Besetzung des Kolowratrückens und des Krn ge° 
sichett, in der sechsten Schlacht den Görzer Brückenkopf erobett und das 
Zentrum Boroevics im Wippachtal aufgebrochen, sich des hier gewonnenen 
Rückhaltes bedient, um in der siebenten, achten und neunten Schlacht Boroe- 
Nies rechten Flügel anzugreifen und ihn über den Karstspalt auf die Lermada 
zurüchudrängen, und hatte dann in der zehnten Schlacht die Lermada selbst 
angegriffen und zugleich das Schwergewicht auf den Nordflügel überttagen, 
um nun Boroevics linken Flügel anzufallen und die Loch fläche Bainsizza 
zu erstreiten. Da die Eroberung des Kuk nicht genügt hatte, die Österreicher 
vom Nordkarst zu verdrängen und das zerrissene Gelände die Fortsetzung 
des unmittelbaren Angriffs vom Kuk auf den Monte Santo verbot, ging 
er nun in der elften Schlacht folgerichtig daran, die Front zu verbreitern, 
um die Lochfläche von Bainsizza aus flußaufwärts anzugreifen und den, 
Verteidiger des Nordkarstes die Flanke abzugewinnen. 
Boroevic war auf diese Variante nicht vorbereitet. Er hatte Cadornas 
Anstürme Zug für Zug abgewettert, ohne den Leitgedanken des Gegners 
zu ergründen, obwohl sich dieser in schematischer Erstarrung aus dem Lirrter- 
gründ zehn blutiger Schlachten abzeichnete. Die Lochfläche von Bainsizza galt 
ihm als uneinnehmbar, da er die Italiener im Brückenkopf Plava und auf 
dem Kuk gefesselt glaubte« Er bettachtete das Plateau, das sich vom Fluß 
bis zum Chiapparonetal 10 Kilometer tief und von der Adria bis zur Wippach 
20 Kilometer breit aufbaute und in Stufen zu 1000 Metern erhob, sogar 
als Manöverierraum, der ihm gestattete, zu gelegener Stunde aus der 
Flanke gegen Görz und gegen Tolmein zu wirken. Das war eine Täuschung, 
die sich in der elften Schlacht blutig rächte. 
Am 22. August 1917 griff der Italiener die Loch fläche unerwartet von 
Nordwesten an, überschritt bei Canal« den Isonzo in einer Breite von 7 Kilo¬ 
metern, drang über die zerstötten Gräben der Randhöhen gegen Osten und 
Südosten vor und bedrohte die Verteidiger des Monte Santo plötzlich in 
Flanke und Rücken. Vergebens suchte Boroevic den Angreifer von den 
Rändern der Loch fläche hinabzustoßen. Der Frontbogen war zu schwach 
gewesen, um den konzentrischen Anprall starker Massen auszuhalten, und 
zerbrach. Das Artilleriefeuer, das von den Löhen von Ajba, von der Korada 
und vom Kuk herüberfegte, war so überwältigend, daß kein Wehren half. 
Bevor größere Verstärkungen aus dem Chiappavonespalt und aus der 
Wippachmulde herangefühtt werden konnten, standen vier italienische Divi¬ 
sionen auf dem linken Ufer vereinigt. 
Die Vetteidiger von Bainsizza waren auf ihre eigenen Kräfte an¬ 
gewiesen. Sie lagen fünf Tage im Kreuzfeuer hingestreckt, kaum fähig, 
auf den in toten Winkeln und Fels gründen eingenisteten Feind herunter- 
Stegemanns Geschichte des Krieges IV 28 
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