Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

432 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1916 bis 30.Dez. 1917 
Boroevic erwartete den Lauptangrrff in der Tat auf dem Südkarst 
und wurde in dieser Meinung bestärkt, als die Lermada am 17. August 
von den schwersten Kalibern beschossen wurde. Die Artillerieschlacht schlug 
große Breschen in die österreichischen Stellungen. Englands Monitore er¬ 
schienen vor Duino und warfen ihre Geschosse bis Triest, die Marinegeschütze, 
die auf den Inseln des Flußdeltas standen, kämmten die Länge der Lermada, 
aus dem Ballone rauschten unzählige Eisenvögel und stürzten sich auf Selo 
und Constanjevica, und vom Fajti Lrb fiel gefährliches Flankenfeuer. 
Kurz darauf begann Capellos Artillerie zu dröhnen. Cadorna hatte den 
Sabotino und den Kuk heimlich neu bestückt und in Riesenbatterien ver¬ 
wandelt. Diese ließen plötzlich die Maske fallen und richteten 260 Kavernen- 
rohre auf den Monte Santo. Zur gleichen Zeit eröffneten die Korada- 
und die Kolowratbatterien das Feuer. Canals, Tolmein, der Mrzli Brh 
und die Krnkuppe wurden mit Gasgranaten überschüttet. 
Am 18. August dampfte die österreichische Schlachtfront vom Meere 
bis zum Krn wie schmelzendes Eisen. Dicke, schwarze Rauchballen, lotrecht 
aufsteigende Qualmbäume, rostrote Pulverschwaden überschatteten den 
splitternden Karst. Selbst die Bewegungslinien der Reserven wurden von 
Sperrfeuer erfaßt, das sich bis in die Ternovaklüste fraß. Eiserne Besen fegten 
die Lager, die Batterien, die Quartiere, die Ortstrümmer hinter der Front. 
Brandröhren zischten in die Grabenlinien. Nebelbomben verhüllten die Ab¬ 
schüsse, um die Gegenbatterien des Verteidigers am Zielen zu verhindern, 
mächtige Fliegergeschwader stiegen auf und stürmten gen Comen, Reifen¬ 
berg und Schönpaß, überflogen das Meer und die Berge und warfen ihre 
Bomben auf die Bahnen des Linterlandes. Als es nachtete, schlugen die 
Flammenbüschel der Geschütze wie die Glut unzähliger Lochöfen am west¬ 
lichen Lorizont empor, und als der 19.August tagte, erhob sich die italienische 
Infanterie, durch tönende Befehle gestachelt, vom Schlachtrausch erfaßt, 
auf der ganzen Linie mit dem lauten Ruf „Avanti Savoia!“ zum Sturm. 
Zwei Tage brandete Welle auf Welle gegen die zettrümmerte Front. Sie 
prallten ab, griffen wieder an und drangen endlich an drei Stellen, bei Canale 
am Nordwestrand von Bainsizza, bei San Marco, Vertoiba und Biglia 
in der Wippachmulde und bei Selo und Flondar auf dem Südkarst in den 
Feind. Wo der Angreifer abprallte, ließ er von weiteren Stürmen ab und 
trachtete danach, sich hinter die Bataillone zu setzen, die an schwächeren 
Punkten eingebrochen waren, um dort durchzustoßen. Auf dem Nordkarst, an 
der Wippach und an den Vorhöhen der Lermada rang Mann gegen Mann. 
Als Boroevic überall gefesselt war, entlud sich am 21. August das 
Lauptgewitter in heftigem Zusammenprall auf der Lochfläche von Bain¬ 
sizza und auf den Längen der Lermada. 
Cadorna handelte plangemäß und suchte die neue Schlacht als Fort¬ 
setzung der vor einem Jahre eingeleiteten Schlachtenfolge mit peinlicher
	        
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