Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

426 Der Feldzug in Italien vvm 22.Mai 1915 bis 30.Dez. 1917 
stand lebendig. TodesmutigeMänner tauchen aus denKavernen ins blendende 
Licht, werfen sich dem Feind entgegen und wehren sich bis in die Nacht. 
Aber sie sind zu schwach, die Flut zu brechen, die überquellend den Sabotino 
umfaßt und von Oslavija gegen den Jsonzo vordringt. Die Gegenangriffe 
der letzten Reservekompagnien, die Zeidler vom Jsonzoufer vortreibt, er¬ 
sterben im Schwall. Der Sabotino geht verloren, Oslavija fällt, nur auf 
dem schmalen Löhenkamm der Podgora behaupten sich noch Trümmer 
des 23. Schützenregiments bis zum anderen Tag. Da Zeidler keine Ver¬ 
stärkungen mehr erhält und die italienische Artillerie die Vorstädte und die 
Wippachmulde unter Granaten begräbt, schwindet die letzte Loffnung auf 
Entsatz. Der Brückenkopf geht verloren. 
Am Abend des 8. August überschreitet General Capello den Jsonzo 
unterhalb der Stadt, dringt in die Vorstadt San Andrea und bedroht die 
bei Salcano am Nordrand der Stadt fechtenden Nachhuten mit Am¬ 
fassung. Vorprallende Kavallerie wird von steirischen Jägern und Lon- 
veds zusammengeschossen, aber nachquellende Massen zwingen Zeidler, 
gegen die Bergkette Monte Santo—San Gabriele—San Daniele am Süd. 
westrarrd des Ternovaner Waldes zu weichen. Linter dem abziehenden 
Feind dringen die Italiener in die Stadt. 
Während um Oslavija gerungen wird, geht Aosta zum Lauprangriff 
auf die Lochfläche von Doberdo über. Der viergipflige San Michele wird 
von allen Seiten erstiegen. Verzweifelt kämpft der Österreicher um den 
wichtigen Punkt. Die 20. Lonveddivision verteidigt den Ruinenberg, 
bis die Flut über ihr zusammenschlägt. Sie fügt dem stürmenden Feinde 
ungeheuere Verluste zu, geht aber selbst dabei zugrunde. Der Fall des San 
Michele bringt die ganze Linie von San Martino bis Monfaleone zum Ein- 
stürz. Fechtend zieht sich Boroevies linker Flügel am 8. August über Doberdo 
und den tiefgerissenen Spalt des Ballone auf die Linie Merna—Jamiano— 
San Giovanni—Duino zurück. Linker dem Ballone richten die Österreicher 
die Front wieder auf und verketten sie mit den Lügeln von San Marco 
und St. Peter vor den Osttoren des verlorenen Görz und den Leiligen- 
bergen, auf denen schon die Geschoßschwaden Capellos rauchen, zu einer 
neuen Wehrstellung. Der Italiener bucht die Eroberung der Stadt Görz 
als ersten strategischen und politischen Erfolg. 
Die siebente, achte und neunte Schlacht am Jsonzo 
Am den Erfolg nicht erkalten zu lassen und die österreichische Front 
auf dem Karst zu durchbrechen, ehe Boroevic sich wieder ins Gestein gebohrt 
hat, schlägt Cadorna kurz hintereinander drei neue Schlachten. Er ballt die 
3. Armee auf der Lochfläche von Doberdo und im Ballone und geht am
	        
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