Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

424 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1915 bis 30.Dez. 1917 
gara, den Monte Meletta und den Sisemol. Dann wurde der strategische 
Zwang stärker als Conrads Wille. Die Folgen der Katastrophe von Luzk 
und des Durchbruchs bei Okna nötigten die österreichische Leeresleitung, 
den schwer ringenden, nur noch Schritt für Schritt Raum gewinnenden 
Armeen des Erzherzogs Eugen Lalt zu gebieten und alle verfügbaren Ba- 
taillone und Batterien nach Stanislau zurückzurufen. 
Rom ermannte sich, und die Armeen Cadornas begannen sich zu hef¬ 
tigen Gegenstößen aufzuraffen. 
Eugen blieb noch acht Tage in der eroberten Linie stehen, schlug sich mit 
dem überlegenen Gegner um einzelne Kuppen, verlor Gelände und ging end¬ 
lich in der Nacht auf den 25. Juni unbesiegt mit Geschütz und Gerät über 
Arsiero und Asiago auf die felsigen Südhänge der Lochfläche von Viel- 
gereuth und den Monte Verena zurück. Der Erzherzog-Thronfolger und 
Generaloberst v. Köveß eilten in die Karpathen, um dort in den Riß zu 
treten, und die 11. Armee setzte sich ungefähr in der Linie fest, die sie 
am 24. Mai erreicht hatte, und richtete sich wieder zur Verteidigung ein. 
Die Italiener folgten dem Feind auf dem Fuße, erkämpften einige 
Gipfelstellungen im Amkreis von Arsiero und auf der Lochfläche der Sette 
Communi und drängten die Österreicher im Brandtal und im Suganerta! 
wieder eine Strecke aufwärts, besaßen aber nicht die Kraft, den Gegner 
im Zentrum auf Vielgereuth und Lafraun zuriickzuwerfen. Dankl be¬ 
hauptete sich am Monte Cimone und am Monte Interrotto auf italienischem 
Boden und hielt das Astachtal und das Val d'Assa verschlossen. Die 
österreichische Offensive war zu Ende. 
Italien genas bald von seinem Schrecken. Der Angriff der Österreicher 
hatte die nationalen Leidenschaften entflammt und die Kriegsmüdigkeit ver¬ 
scheucht. Die Kammer stürzte Salandra und hob ein Kabinett Boselli- 
Sonnino auf den Schild, um den Krieg mit rücksichtsloser Entschloffenheir 
fortzusetzen. 
Die sechste Schlacht am Zsonzo 
Die österreichisch-ungarische Offensive, die als glänzendes Meteor über 
den Schneegipfeln der Lessinischen Alpen aufgestiegen war und die Amriffe 
der gefährlichen, strategischen Lage Cadornas einen Augenblick mit grellem 
Lichtschein übergössen hatte, erlosch, ohne neue Fernen aufzuhellen. Da 
die Österreicher in Tirol zur Abwehr zurückgekehrt waren, wandte sich 
Cadorna wieder dem Isonzo zu. Conrad trug der Lage Rechnung und 
leitete Kräfte aus Tirol nach Görz zurück, aber es waren nur einzelne 
Regimenter und kampfgeschwächte Brigaden, denn Galizien verschlang 
den letzten Mann. Erzherzog Eugen sah die Tiroler Front, die noch vor 
wenigen Wochen vom Siegesjubel der Alpendivisionen hallte, abblättern
	        
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