Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

414 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1915 bis 30-Dez. 1917 
sechsfache Abermacht, Triest lag nur 30 Kilometer hinter der bestürmten 
Front, Görz sogar unmittelbar im Feuerkreis der Schlacht. 
Im italienischen Hauptquartier zu Adine war Sorge eingekehrt. Italien 
war im Wahne in den Krieg gezogen, daß ein Sommerfeldzug genügen 
werde, die Österreicher zur Preisgabe Triests zu zwingen. Nun stand das 
Leer vom Stilfser Joch bis zum Meer an der unglücklichsten aller strategischen 
Grenzen aufmarschiert und litt und stritt auf den Schneegipfeln der Alpen, 
in den Schluchten des Cordevole und der Fella, auf den Geröllhalden des 
Karstlandes und in den Lagunen der Adria, ohne vom Fleck zu kommen. Der 
Feldzug war festgeraten, ehe er stch vom Boden gelöst hatte, der italienische 
Soldat zum Schanzgräber geworden, die strategische Rolle Italiens im 
Dreifrontenkrieg zu einem Feffelungsunternehmen herabgesunken. Weder 
das italienische Kriegsziel noch das gemeinsame Kriegsziel der Entente 
tauchte aus dem Dunst der Schlachten, die Cadorna am Isonzo lieferte. 
Trotzdem durfte Italien nicht rasten. Nur im Angriff, in der Fortsetzung 
systematischer, mit gesammelter Kraft geführter Angriffe lag das Leil. So- 
lange der Feind Cadorna Zeit ließ, Ort und Stunde derSchlacht zu bestimmen, 
und in starre Abwehr gebannt, den Schild vorhielt, ohne zum Gegenangriff 
überzugehen, behauptete der Italiener den Schein strategischer Landlungs¬ 
freiheit, der den Angreifer stets mit einer gewissen Gloriole umgibt. In 
diesem Ruhm sich sonnend, schritt Italien im Sommer 1915 auf den 
Alpenfronten zu Vorstößen von geringerem Ausmaß, um inzwischen Kräfte 
und Mittel zur dritten, entscheidend gedachten Schlacht am Isonzo bereit¬ 
zustellen. 
Die Kämpfe am StilfserIoch, auf denAdamellogletschern und im Ledro. 
tal traten auf der Stelle, und im Etschtal verglomm die Glut völlig unter 
der Asche. Dagegen schwoll das Feuer am Col Santo und auf der Loch. 
fläche von Lafraun im August zu großer Stärke. Cadorna versuchte, gegen 
Vielgereuth und Lafraun Boden zu gewinnen, aber die Stürme, die am 
24. August einsetzten, wurden auf nacktem Fels blutig abgeschlagen. Auch 
im Suganatal kam der Kampf zum Stehen. Der italienische Angriff prallte 
an den Sperrfesten von Panarotto zwischen Borgo und Levico ab. In den 
Dolomiten verfing sich der Angriff am Monte Sief und am Col di Lana 
zu unlöslicher Verstrickung. 
Die dritte Schlacht am Isonzo 
Am 6. September versuchte Cadorna das Pustertal zu bedrohen und 
dadurch die Aufmerksamkeit des Erzherzogs von Flitsch und Raibl abzulenken. 
Es war der Auftakt zur dritten Isonzoschlacht. Die Zeit drängte. General 
Ioffre war imLauptquartier zu Adine erschienen und hatte neueAnstrengungen
	        
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