Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die zweite Schlacht am Isonzo 
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Dolmen und Kavernen des Karsts den Anprall erwarteten. Zum erstenmal 
versuchte Cadorna, das Artilleriefeuer zusammenfassend zu leiten, zum ersten- 
mal überschüttete er die österreichischen Linien Tag und Nacht mir Granaten 
und Sprengbomben, dann trat die Infanterie, zu Sturmbrigaden gegliedert, 
in tiefen Wellen zum Angriff an. 
Der rechte Flügel brandete an den Karsthalden empor. Auf den Ter- 
raffen von Monfalcone, in den Steinbrüchen von Selz, bei der Kapelle von 
Polazzo und auf den Längen von San Michele wurde Brust an Brust 
gekämpft. Der Angreifer setzte sich am Nordhang von Doberdo fest, und der 
Monte San Michele ging verloren. Einen Augenblick war der linke Flügel 
Boroevics von Aufrollung nach Süden bedroht. Da führten die Generale 
Bog und Lukaschich die Lonveds zum Gegenangriff mtd warfen den Feind 
nach zweimaligem Ansturm vom San Michele auf die Wtppachmündung 
zurück. Am 27. Juli ließ Aostas rechter Flügel erschöpft und gelichtet vom 
Streit. Unterdessen rang das Zentrum der 3. Armee um den Görzer Brücken¬ 
kopf. Es drang gegen Podgora vor, überschwemmte die Lügelflur und er¬ 
schien im Angesicht von Görz. Der Verteidiger des Brückenkopfes, General¬ 
major Zeidler, sah seine Dalmatiner Schützen im Kampf mit sechsfacher 
Übermacht verbluten. Endlich eilte Entsatz von Gargaro herbei und trieb 
den Feind am 24. Juli wieder von der Löhenkante genWesten zurück. Aostas 
linker Flügel hatte sich bei Plava nur zagend über den Rand der Lochfläche 
erhoben. Als ihm Körner den Feueratem seiner Batterien ins Antlitz blies, 
war er rasch wieder auf Plava und Zagora zurückgeglitten. Ein Fesselungs¬ 
versuch Frugonis am Krn endete in Grabenkämpfen. 
Als Cadorna die erstrittenen Vortelle an den Verlusten maß, erkannte 
er, daß der mißlungene Angriff einer Niederlage gleichkam. Im Brand 
der Sommersonne lagen die Gefallenen zwischen den Gräben hingestreckt, 
Verwesungsdünste zogen über das Steinmeer des Karstes und mischten 
sich mit den Fieberdünsten des Isonzodeltas, in dem der Italiener Beton¬ 
klötze versenkte, um Marinegeschütze aufzupflanzen. Cadorna hatte die Soff» 
nung aufgegeben, rasch zum Ziel zu kommen, obwohl er sich von den 
Russen zur Eile getrieben sah, denn die Not im Osten war groß. Als 
am Isonzo die zweite Schlacht geschlagen wurde, standen die Deutschen 
sturmbereit vor den Toren Warschaus, und die Österreicher tat Kampf 
um Sokal. Die Russen wichen, auf drei Fronten geschlagen, gegen 
Brest-Litowfl. Der Angriff Cadornas hatte ihnen nur geringe Ent¬ 
lastung gebracht. 
Die Stellung der Österreicher auf der Lochfläche von Doberdo und 
im Brückenkopf von Podgora war durch die zweite Jsonzoschlacht nicht 
erschüttert worden, aber die Verteidiger litten unter dem Fluche der starren 
Verteidigung, zu der sie durch den Mangel an Kräften und die geringen 
Raumtiefen des Kriegstheaters gezwungen waren. Boroevie kämpfte gegen
	        
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