Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

410 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1915 bis 30.Dez. 1917 
und verzetteltes Gewehrfeuer mahnte zur Vorsicht. Dagegen kam es im 
Raume Tolmezzo, in der linken Flanke der gegen Osten gewendeten An. 
griffsfront, bald zu ernsten Gefechten. Der Italiener suchte die Paß- 
straße zu gewinnen, die über Malborghetto nach Tarvis führt. Gedeckt 
durch starke Sicherungsabteilungen, die über Ampezzo und Tolmezzo gegen 
die Pässe der Karnischen Alpen vorrückten und über Paluzza und Pallaro 
die Grenzkämme gewannen, rückte er im Fellatal aufwärts, erreichte über 
Resiutta und Roccolana die Grenze und schob sich über Pontafel und den 
Neveasattel gegen Malborghetto und Naibl vor, um Tarvis, den Schlüssel 
zu den Karawanken und zum Villacher Becken, aus der Nähe zu bedrohen. 
Die österreichische Grenzhut wich kämpfend aus. 
Anterdessen trieben die Angriffsarmeen Cadornas ihre Spitzen über 
den Tagliamento vor und wurden schon am 24. Mai mit dem Gegner 
handgemein. 
Die 2. Armee trat aus der Linie Mine—Gemona heraus und machte 
sich bereit, in zwei Gruppen über Cividale und Tareento gegen Tolmein und 
Flitsch zu marschieren und den Jsonzo zwischen dem Stolrücken, wo der Fluß 
schroff von Westen nach Süden abgelenkt wird, und dem Kolowratrücken, 
wo er die Talmulde von Tolmein durchfließt, in breiter Front zu überschreiten. 
Der Vormarsch glückte. Der Österreicher wich nach ungleichem Kampf unb 
ließ die mächtigen Felsbastionen des Stol und des Kolowrat in Feindes- 
Hand. Karfreit ging verloren, die Flitscher Klause öffnete sich, Tolmein 
geriet in Gefahr. Als auf österreichischer Seite die ersten Limentruppen im 
Felde erschienen, war der Landsturm, der sich auf den Isonzoufern und auf 
den Längen des Rombon, des Polonik und des Krn geschlagen hatte, um 
den Alpini und den Bersaglieri den Einbmch ins Flitscher Becken zu wehren, 
am Verbluten. 
Noch heftiger war der Anprall der Italiener unterhalb des Brücken¬ 
kopfes von Tolmein, in dem sich die Österreicher verzweifelt wehrten, um die 
gen Laibach führenden Straßen zu sperren. Der Angreifer strebte nach dem 
Besitz der Lochfläche von Bainsizza, an deren Westflanke der Fluß im tief. 
gerissenen Bett vorbeistrudelt. Cadorna besetzte die Korada, die den Kolow. 
ratrücken gen Süden abschließt, und erzwang bei Plava, 12 Kilometer nörd¬ 
lich von Görz, den Äbergang über den Fluß. Drei Brigaden stürmten unter 
den Augen des Königs, um den Verteidiger auf dem Ostufer gegen das 
verkarstete Bergland zurückzuwerfen und sich der nackten Kuppe des Kuk 
zu bemächtigen, die die Nordflanke des Görzer Talkessels und den rechts¬ 
ufrigen Brückenkopf beherrscht. Der Angriff gedieh. Im letzten Augen- 
blick erschien die Spitze der 1. Gebirgsbrigade auf der Lochfläche von Bain- 
sizza und fing den gefährlichen Stoß mit Feuergewehr und Bajonett auf. 
Die Italiener wichen gegen den Fluß, behaupteten sich aber bei Plava auf 
dem Ostufer und gruben sich am Karst mit Pickel und Brecheisen ins Ge-
	        
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