Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Sturm auf die Feste Douaumont 
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trotzdem im Wald und auf den Längen Raum, mußten sich aber am Abend 
400 Meter vor dem Dorfrand in den gefrorenen Boden graben und 
liegen bleiben. 
Die 6. Division stiuberte die Waldschluchten von Bauche und Lassoule 
und erstieg in der Abenddämmerung den schneebedeckten kahlen Lang des 
Douaumont. Da die Besatzung des Dorfes Douaumont durch den An- 
griff der 5. Division verhindert wurde, die 6. Division in der Flanke zu 
fassen, gelang es dem rechter» Flügel der 5. Division sich bis zu den Linder- 
niffen der Panzerfeste Bahn zu brechen. Das 24. Infanterieregiment drang, 
durch den opferwilligen Sturm des Grenadierregiments Nr. 12 auf das 
Dorf gedeckt, auf dem Glacis 1500 Meter vor und erschien plötzlich vor 
dem Eckpfeiler der Verduner Nordfront. Da riß die Gewalt des Augen¬ 
blicks die Führer der 7. und 8. Kompagnie der Vierundzwanziger, Laupt- 
mann Laupt und Oberleutnant v. Brandis, zu einer Mißachtung des er¬ 
gangenen Befehls hin. Starr, dunkel und leblos lag das Fort vor ihnen 
auf dem weißen Feld. Was an feindlicher Infanterie auf dem nackten Lang 
gekämpft hatte, war tot, gefangen oder geflüchtet. Aus den Dorfstellungen 
und dem südöstlich von der Feste gelegenen Caillettewald schlug ungebän- 
digtes Feuer in die deutschen Sturmreihen. Das Fort schoß aus einem 
Panzerturnt gen Nordwesten, als wäre sein Glacis noch unberührt. And 
ehe die Verteidiger des Forts die Lage erfaßt hatten, war's geschehen« 
Laupt und Brandis brachen mit einer Landvoll Leute durch die Draht¬ 
hindernisse in den Wallgraben und stürmten die Böschung zum Kernwerk 
empor. Im Feuer der eigenen Artillerie übersprangen die Brandenburger 
die Krone der Brustwehr und drangen in das Kernwerk ein. Rings starrten 
hohe Wälle und finstere Kasematten, Geschoßtrichter, Minenblöcke und ab¬ 
gespaltene Erdklumpen und über ihnen drohte der feuerspeiende Panzer¬ 
turm. Da galt kein Zaudern. Mit Landgranaten gingen die Stürmer 
der Besatzung zu Leibe, trieben sie in die Kasematten und zwangen sie 
zur Ergebung. Fort Douaumont war in deutscher Land. 
Deutsche Artillerie schoß noch auf das Fort, als die Brandenburger 
längst darin waren. Da das Dorf Douaumont im Besitz des Verteidigers 
geblieben war, lagen die Zugänge der Feste unter französischem Maschinen» 
gewehrfeuer. Trotzdem gelangten einzelne Leute und kleinere Gruppen der 
24er von Trichter zu Trichter über das dämmernde Schneefeld in das Innere 
und vermehrten die schwache Besatzung. Ein Versuch des Feindes, das 
Fort durch einen Vorstoß aus dem Caillettewald zurückzuerobern, wurde 
auf den Wällen der Siidseite aufgefangen und abgeschlagen. Als es finster 
geworden war, brach Brandis sich rückwärts zum Regiment Bahn und 
kehrte noch in der Nacht mit Verstärkungen zurück. 
Die Eroberung der Feste schlug eine tiefe Bresche in den Gürtel der 
Nordwestfront. Gelang es dem Kronprinzen, die Äberraschung auszunützen.
	        
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