Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

386 Der Feldzug im Osten vom 29. Aug. 1916 bis 23. Nov. 1917 
Die Kämpfe Ln der Moldau 
Der russisch-rumänische Angriff im Berezker Gebirge 
Die deutsche Leeresleitung stand vor neuen Aufgaben, denn in der 
Moldau drohte Gefahr. Rurnänen und Russen waren zur Entlastung der 
galizischen Armeen gegen die k. und k. 1. Armee vorgebrochen, um sie ins 
wilde Berezker Gebirge zurückzuwerfen und Mackensens linke Flanke ein¬ 
zudrücken. Der Angriff wurde von der 4. russischen Armee und der 2. rumä- 
nischen Armee unter Scherbatschews Oberbefehl getragen. Französische 
Offiziere hatten die Rumänen zu tüchtigen Soldaten gemacht und sechs 
Kampsdivisionen zum Angriff geschult. Wie die serbische Armee, so war 
auch Rumäniens Leer aus dem Grabe erstanden. Die Kriegsindustrie der 
Entente und der Vereinigten Staaten hatten soviel Kampfgerät nach Jassy 
und Kischinew geschafft, daß die Ausrüstung der rumänischen Leeresmasse 
mit den modernsten Srreitmitteln gesichert war. Der Russe, der sich an den 
alten Fronten geschlagen fühlte und dem Angriffsgedanken für immer ent¬ 
sagte, raffte sich fern von den zersetzenden Einflüssen der Leimatfront in 
der Moldau noch einmal zu schwungvollem Landein auf. 
Russen und Rumänen gingen mit großer Schneid zum Angriff über. 
Es war kein Vorstoß mit gebundenen Befehlen, sondern eine linter- 
nehmung großen Umfanges, ein Entlastungsangriff mit strategischen Zielen. 
Vielleicht verbarg sich darin sogar der Anteil Rumäniens an der allgemeinen 
Sommeroffensive der Entente. 
Der Angriff Scherbatschews und Averescus folgte dem Durchbruch 
bei Zwyzyn—Batkow—Zborow zeitlich hart auf dem Fuße. Am 21. Juli 
schwoll an der Moldaufront der Kanonendonner von den Steilhöhen des 
oberen Trotustales bis zu den Serethsümpfen von Nomoloasa und rief 
nicht nur Rohrs k. und k. 1. Armee, sondern auch die deutsche 9. Armee und 
die Donauarmee unter die Waffen. Generaloberst v. Rohr, der die 1. Armee 
aus den Länden Arz v. Straußenburgs übernommen hatte, sah sich nach 
blutigen Kämpfen in den Tälern des Trotus, der Susita und der Putna 
zum Rückzug gegen den Tölgyespaß und den Oitozpaß gezwungen. 
Als Scherbatschew am 22. Juli, zweiTage nach der EroberungZborows, 
von Tirgul-Okna—Grozesti gegen den Gymiespaß, von Racoasa überCam- 
purile und von Jresti über Vidra ins Putnatal gegen den Oitozpaß und 
von Panciu über Bolotesti gegen Odobefti vorbrach, enthüllte sich der An- 
griff als ein rücksichtsloser Stoß in die empfindliche Nordflanke von Focsani. 
Der Lauptangriff galt dem Oitozpaß und wurde mit den Streitmitteln des 
Westens durchgeführt. Gasschwaden wogten um die Kuppen der Berezker 
Vorberge, Tanks krochen die Paßstraßen hinauf, Flammenwerfer räumten 
die österreichischen Gräben.
	        
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