Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

380 Der Feldzug im Osten vom 29.Aug. 1916 bis 23. Nov. 1917 
Die 8. bayerische und die 16. preußische Reservedivision, die schon auf 
dem Wege nach Brzezany und Zloczow waren, wurden angehalten und gen 
Laliez gesandt. Da sie nicht früh genug eintreffen konnten, um Kornilows 
stürmenden Korps den Weg zu verlegen, entsandte Bothmer einzelne Regi¬ 
menter in Gewaltmärschen von Brzezany an die Lomnica, um den Schwall 
zu dämmen, der sich fessellos in den offenen Flankenraum ergoß. Sie opferten 
sich bei Äalicz und an den Flußübergängen, um Zeit zu gewinnen, trugen 
neue Widerstandskraft in die österreichischen Reihen, vermochten aber die 
Schlacht nicht zu wenden. Am 11. Juli erstritt Kornilows rechter Flügel 
die Straße Stanislau—Maydan—Kalusz. Kritek ermannte sich und ging 
fechtend zurück. Schwere Regengüsse gesellten sich ihm als Bundesgenossen. 
Sie durchweichten die Fluren, schwellten die Wafferläufe, verzögerten den 
Aufmarsch der russischen Artillerie und nahmen Kornilows Infanterie die 
Kraft zum Anlauf. Als Kornilow am 12. Juli in Kriteks Hauptquartier 
Kalusz eindrang, und sein linker Flügel die Äöhen von Rovica und Landes- 
treu eroberte, gipfelte die Schlacht. Die Russen hatten den Tag gewonnen, 
aber der gestern geschlagen flüchtende Feind war wieder in Reih' und Glied 
getreten und focht, stand und wich wieder, wie es die Lage gebot. 
Kornilow gab sich von der nahenden Krisis Rechenschaft und rief nach 
Verstärkungen, um die Schlacht, die ihn von Stanislau nach Kalusz geführt 
hatte, auszubeuten und die Österreicher völlig aus dem Felde zu schlagen, 
bevor stärkere deutsche Äilfe zur Stelle war. Brussilow sandte ihm das 
II. Gardekorps, das noch vor Bothmers Front auf den Befehl zum Sturm 
gewartet hatte, und trieb ihn zur Eile. Ein Funkspruch Kerenskys mahnte 
Kornilow, den Feind nicht zu Atem, nicht zum Eingraben kommen zu lassen. 
Das revolutionäre Rußland wurde vom Siegesrausch ergriffen. Äimmel- 
an schlugen die Flammen ungebändigter Hoffnungen auf einen Sieg, der 
der bürgerlichen Revolution und dem befreiten Rußland den Weg zu na¬ 
tionaler Größe öffnen sollte. Die Kriegsmüdigkeit wurde vergessen, Inter¬ 
nationalismus und Kommunismus verloren die Gewalt über die Gemüter. 
In Minsk, Kiew, Moskau und Petrograd fanden Bittgänge und Kund¬ 
gebungen für die siegreiche Beendigung des Krieges statt, zu der Kornilow 
die Bahn frei geschlagen hatte. 
Im Lager des Prinzen Leopold von Bayern gab man sich über die 
Schwere und die Bedeutung der Krisis keiner Täuschung hin. Das Schick¬ 
sal des Feldzuges hing von dem Verhalten der Südarmee und dem richtigen 
Einsah der von Westen anrollenden deutschen Divisionen ab. Hielt die Süd- 
armee stand, wie sie im Sommer 1916 standgehalten hatte, warf sie dem über 
Halicz vordringenden Feind den letzten Mann entgegen, den sie bei Brzezany 
erübrigen konnte, so sicherte sie Raum und Zeit zu erlösender Tat. And so 
geschah's! Während Kornilows zuchtlose, siegestrunkene Kosaken in Halicz 
und Kalucz schändeten und mordeten, und sein linker Flügel am Oberlauf
	        
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